... schön wurde es beim Symposium erst, als das Reden über Kunst aufhörte und die Musik zu sprechen begann

Innerhalb des Symposions in der Galerie kam es zu einem bemerkenswerten Deutschlanddebüt: Vom „ensemble alternance“, dessen Stammbesetzung sieben MusikerInnen sind, kamen drei, Jean-Luc Menet (Flöte), Pierre-Henri Xuereb (Viola) und Véronique Ghesquière (Harfe). Einmal bot das Programm des Trios das schönste Anschauungsmaterial zum abgehandelten Thema „Kunst und Gegenwart“, zum anderen waren die Interpretationen allererste Sahne – einfach wunderbar. Und dass die wirkliche Zeitgenossenschaft von Komponisten mit dem Alter nichts zu tun hat, zeigten zwei Werke des jetzt 76-jährigen Klaus Huber: „L'age de notre ombre“ (1998), statt in der Urfassung für sieben Instrumente, wurde es in einer Fassung für Flöte, Viola d'amore und Harfe gespielt.

Hubers Alterswerk ist nach den großen politischen Kompositionen der siebziger und achtziger Jahre geprägt durch Suchen, Hören, Wahrnehmen – darin durchaus vergleichbar dem Spätwerk seines Freundes Luigi Nono. Jedoch anders als der große Italiener setzt sich Huber mit außereuropäischen Tonsystemen auseinander: Die Dritteltönigkeit und die Mikrotonalität in diesen hoch empfindlichen Gebilden helfen, die „Ohren zu putzen“, wie der Komponist es einmal so schön ausgedrückt hat. Und ganz besonders in einer Wiedergabe, die meisterhaft die Klangflächen aushorcht. Dies gilt ebenso für „Plainte – lieber spaltet mein Herz...“ (1990-92), das in einer Fassung für Altflöte und Viola d'amore uraufgeführt wurde. „...sich in einen grenzenlosen Raum hineinverströmen...“ schreibt Huber über seine Partitur.

Es fällt immer wieder auf, wie verschieden nationaler Geschmack ist. So ist Huber zum Beispiel in Frankreich viel bekannter als in Deutschland. Und der vor zwei Jahren verstorbene Gérard Grisey, der die Entdeckung des Klanges zur Grundlage seines Komponierens machte, ist hier eher unbekannt. Im „Prologue“ für Viola solo füllt er eine reine materiale Idee – die langsame Veränderung eines Motivs in geräuschhafte Strukturen – mit ungewöhnlichen Ideen und explosiver Kraft.

Obschon nicht uninteressant, fielen die Stücke der beiden jüngsten Komponisten des Abends dagegen doch eher ab: „Ces miroirs jumeaux“ für Altflöte und Viola (1999) von Alessandro Solbiati (geb. 1956) ist in seiner Klang- und Melodienseligkeit ein echt italienisch-schönes postmodernes Stück. Philippe Hersant wurde 1948 in Rom geboren. Seine „Cinq miniatures“ für Altflöte (1998) zeigen die Nettigkeit von fünf verschiedenen Techniken, Farben, Charakteren. Das Konzert war ein blendendes und nachdrückliches Debüt. Wir freuen uns schon auf das nächste Konzert. usl