Innenressort: Bitte um „Spielraum“

■ Für Kampfhunde hat die Innenbehörde die Hundeverordnung samt Rassenliste begründet / Sehr fraglich, finden Hundehalter

Kampfhunde, neuer Akt: Das Innenressort hat Stellung genommen. Das Oberverwaltungsgericht hatte ihm aufgegeben, die Bremer Hundeverordnung mit ihrer Liste von zehn Rassen gefährlicher Hunde zu begründen. Anlass war eine einstweilige Anordnung, die Bremens einzigen Mastin Espagnol „Amanda“ zur Ausnahme von der Verordnung und damit maulkorbfrei machte (die taz berichtete). Das Gericht hatte das Innenressort, namentlich den zuständigen Mitarbeiter Hans Pleister gefragt, warum nur zehn Rassen und nicht noch mehr – beispielsweise Dobermänner und Rottweiler – zu den geächteten Sorten zählten, seien Letztere nach dem Gericht vorliegenden Unterlagen doch genauso beißfreudig. Nun ist die Antwort da.

Beißvorfälle seien im Zusammenhang mit der Gesamtmenge der Rasse zu sehen – vulgo: Klar ist die Zahl von Schäferhundbissen höher als die so genannter Kampfhundrassen, aber es gibt ja auch viel, viel mehr Schäferhunde. Letztere seien als „Schutz- und Gebrauchshunde“ gezüchtet worden, die geächteten Rassen hingegen auf Kampflust und Aggressivität. Und: „Im Gegensatz zu Schäferhunden und Rottweilern handelt es sich dabei um recht ,neue' Rassen, deren Zuchtstandards noch nicht bzw noch nicht lange ausgeprägt sind und deren genetische Struktur noch nicht endgültig festzuliegen scheint.“

Soweit die Argumente, der Rest ist das Bitten um Nachsicht: Der „Verordnungsgeber“ habe sich mit der Rassenliste „auf ein neues Gebiet begeben; ihm ist ein Spielraum zuzubilligen, innerhalb dessen er Erfahrungen sammeln darf.“ Schließlich habe man unter Zeitdruck gestanden.

Und dann hatte das OVG noch nach der Bordeaux-Dogge gefragt, die nach den Briefen eines Bordeaux-Doggen haltenden Polizisten an alle Bürgerschaftsabgeordneten wieder von der Liste verschwunden war. Warum die Bürgerschaft so entschieden habe, gibt sich Pleister achselzuckend, wisse man nicht.

Eine Antwort, die Halter so genannter Kampfhunde zu wenn auch noch leisen Triumphen veranlasst. Für Klaus Jarchow, Halter von Viertel-Bullterrier „Emil“, strotzt die Stellungnahme von Unkenntnis. Besonders ärgert ihn, dass Innenressort-Mitarbeiter Pleister nach eigenem Bekenntnis die „Enzyklopädie der Rassehunde“ benutzt hat – für Jarchow ein „buntes Rassehunde-Buch“ – und dass zahlreiche Gutachten, die Rasselisten als unsinnig auswiesen, nicht zur Kenntnis genommen würden.

sgi