der homosexuelle mann ...
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von ELMAR KRAUSHAAR

. . . kommt in vielerlei Gestalt daher. Eine Figur taucht sehr gern in der Fachliteratur auf, gibt Anlass für wunderbare Gerüchte, ist aber in der Realität nur selten auszumachen: Der homophobe Homosexuelle. Das letzte Beispiel dafür aus jüngster deutscher Geschichte ist der bayerische Politiker Peter Gauweiler. Zu Beginn der Aidskrise tat er sich in seiner Heimatstadt München als gerissener Schwulenhasser hervor, in der Folge überschlugen sich die Gerüchte über sein privatestes Privatleben. Damals noch Junggeselle, war er der Prototyp des Homofeindes, der mit seiner öffentlichen Gegnerschaft die eigene, nicht gewollte Homosexualität bekämpft. Namen wurden gehandelt und Bilder von angeblichen Partnern Gauweilers. Bewahrheitet hat sich davon nichts.

Dafür ist jetzt in den USA dieser Traum von Psychologen und Schwulenaktivisten in Erfüllung gegangen. In Atlanta stand am 12. Oktober dieses Jahres Matthew Glavin vor Gericht, beschuldigt der „Erregung öffentlichen Ärgernisses“. Der konservative Rechtsanwalt hatte sich erwischen lassen, irgendwo im Chattahoochee River Park, einem romantischen Plätzchen, wo Schwule gern zu einem unverbindlichen Späßchen zusammenkommen. Die Angelegenheit konnte nicht unter der Decke bleiben, schließlich ist Glavin auch Präsident der „Southeastern Legal Foundation“, einer rechten Vereinigung, die sich sowohl im Kampf gegen Präsident Clinton als auch gegen jede Art von lesbisch-schwulen Bürgerrechten nationalen Ruhm erworben hat.

Der 47-jährige Glavin bestreitet selbstverständlich alle Vorwürfe, die Vorhaltungen aber sind deutlich: Der Park Service Officer Brett Morris – so der jetzt veröffentlichte Untersuchungsbericht – war von Glavin in einer lauen Maiennacht in ein Gespräch verwickelt worden und beobachtete dabei, wie dieser „durch die Hose hindurch seinen erigierten Penis masturbierte“. Dann habe Glavin versucht, ihm in eindeutiger Absicht zwischen die Beine zu greifen. Das wars, der Undercover-Anmacher verzog das Gesicht und ließ den Erregten hängen. Glavin erwartet jetzt eine saftige Strafe, womöglich ein Jahr Haft, drei Jahre Berufsverbot und 5.000 Dollar Geldstrafe. Schließlich war der Anwalt vor vier Jahren schon einmal in ähnlicher Situation erwischt worden.

Neben diesem Typus des enttarnten Homohassers ist selbstverständlich auch der professionelle Aufreißer eine schillernde Figur schwuler Fantasie. Nach eigener Anschauung auf einer Klappe in Los Angeles hatte Popstar George Michael in seinem „Outside“-Video ein besonders ansprechendes Exemplar dieser Sorte Berufshomo vorgeführt. Aber Brett Morris aus Atlanta scheint auch kein Anfänger zu sein: Immer im Park unterwegs, bestens vertraut mit schwulen Gepflogenheiten und allzeit bereit, seinen Schwanz einzusetzen im Kampf gegen die gleichgeschlechtliche Gefahr, hat er – so seine Aussage vor Gericht – bereits 45 Schwule seit Jahresbeginn gefasst.

Mal ehrlich: Die Wahl fällt schwer, welche dieser beiden Figuren widerlicher ist.