Kraft Foods spielt die erste Geige

■ In Anwesenheit der neuen Großsponsoren präsentierte die Deutsche Kammerphilharmonie das Programm der Spielzeit 2001

Nicht alles ist negativ in Bremens Kulturlandschaft. Die Deutsche Kammerphilharmonie konnte zum Beispiel bei ihrer Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung der Spielzeit 2001 gleich von einem dreifachen Aufbruch erzählen. Erstens ist das Jahr mit dem neuen künstlerischen Leiter Daniel Harding mehr als gut gegangen. Zweitens hat man mit Günther Breest endlich einen Manager, der sich längerfristig zu engagieren scheint. Und drittens ist ein neuer Großsponsor gefunden worden: Kraft Foods.

So wurde dem Sponsor-Vertreter Rolf Sauerbier auf der Pressekonferenz viel Platz eingeräumt, denn der gebe nicht nur Geld, sondern sei ein wirklicher Partner, wie Orches-ter-Geschäftsführer Albert Schmitt gleich mehrfach betonte. Andererseits, auch das wurde deutlich betont, die 1,8 Millionen Mark Zuschuss aus der Kultur- und Wirtschaftsbehörde sind „keine ausreichende Basis für die Ziele der Deutschen Kammerphilharmonie“ (Schmitt). Damit werde nur ein Drittel des Etats bestritten. Die anderen zwei Drittel kommen laut Schmitt „auf wundersame Weise zusammen“ – zum Beispiel von einem weiteren neuen Hauptsponsor, der Bremer Sparkasse. Das vierte Indiz für ein Stimmungshoch ist auch nicht schlecht: Die ersten beiden Platzkategorien sind schon ausabonniert, für neue AbonnentInnen gibt es jetzt eine Warteliste.

Aus diesem Grund hat die Kammerphilharmonie die ersten Preise angehoben und die niedrigeren gesenkt. Das Orchester spielt jährlich 25 Konzerte in Bremen und 60 in aller Welt. Alle Reihen werden erneut angeboten und gestaltet: acht Abo-Konzerte, zwei Sonderkonzerte, die Kammermusikreihen bei Radio Bremen und im KITO, zwei Familienkonzerte, das Response-Projekt, bei dem wieder zeitgenössische Komponisten in die Schulen gehen, das Projekt der Lehrerakademie und das Open-Air-Festival „Sommer in Lesmona“ in Knoops Park. Auch die Komponistenporträts will man weiterführen, wobei da zu wünschen ist, dass man sich mal mit jungen Komponisten beschäftigt.

Exquisite Einladungen zu den Salzburger Festspielen, nach Japan und Spanien kann das Orchester ebenfalls vorweisen. Im 2001-Programm sind bekannte Gesichter zu entdecken wie die Geiger Christian Tetzlaff und Thomas Zehetmair, die Dirigenten Heinz Holliger und Paavo Järvi. Aber auch Neues gibt es: ein Dirigat von Daniel Sepec, einen Auftritt des Saxophonisten Claude Delangle. Die Klarinettistin Sabine Meyer wird ebenso dabei sein wie der RIAS Kammerchor und der großartige Cellist Pieter Wispelwey. Die Kammerkonzerte haben ein übergreifendes Programm: Unter dem Titel „Klangsprache und Tondichtung“ wird es immer Texte und Musik geben.

Hervorgehoben zu werden verdient noch eines der Familienkonzerte. Mit „Brundiar“ wird wohl erstmals in Bremen eine 1938 entstandene Kinderoper des tschechischen Komponisten Hans Krása (1899-1944) gespielt, die 1943 von Kindern im KZ Theresienstadt uraufgeführt wurde. usl