Mit einer Stimme

Die EU-Länder stimmten sich gestern über ihre Position beim Klimagipfel nächste Woche in Den Haag ab

BRÜSSEL taz ■ Beim Klimagipfel nächste Woche in Den Haag wird die Europäische Union mit einer Stimme sprechen, davon ist der deutsche Umweltminister überzeugt. Tatsächlich hatten sich die EU-Länder bereits auf ein gemeinsames Strategiepapier geeinigt. Beim Umwelt-Sondergipfel gestern in Brüssel wurden die Einzelheiten abgestimmt.

Zwar weisen die einzelnen Länder in ihrer bisherigen Treibhausgas-Bilanz große Unterschiede auf: Während Musterschüler Deutschland seinen CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 180 Millionen Tonnen gesenkt hat, haben andere Länder diese Einsparungen durch verstärkte CO2-Emissionen teilweise zunichte gemacht. Insgesamt entlässt die EU heute nur 100 Millionen Tonnen weniger in die Atmosphäre als 1990. Die eigentlichen Luftverschmutzer aber, da sind sich die Unionsländer einig, sitzen in Nordamerika. Während die EU bereits 2,8 Prozent Reduktion erreicht hat – in Kyoto verpflichtete sie sich zu acht Prozent bis 2012 – haben die USA in den letzten zehn Jahren 10 Prozent zugelegt. Bis 2012 aber sollen sie eine Reduktion um sieben Prozent erreichen.

Während die USA darauf hoffen, sich von gering industrialisierten Ländern ungenutzte CO2-Zertifikate kaufen zu können und sich durch klimaschonende Maßnahmen in Entwicklungsländern von heimischen Energiesparprogrammen freizukaufen, will die EU diesen Handel beschränken. Auch temporäre CO2-Speicher, so genannte Senken, die das Kyoto-Protokoll als Alternative zu Emissionseinsparungen anerkennt, sieht die EU mit Skepsis. „Wenn in den USA Wälder in der Größenordnung Baden-Württembergs abbrennen, wird auf einen Schlag sehr viel CO2 freigesetzt“, warnt Umweltminister Trittin. Damit werde das Problem nur vertagt.

Die EU sieht außerdem die Gefahr, dass einige Länder schnell wachsende Monokulturen anlegen könnten, die mehr CO2 aufsaugen als alter Mischwald, dadurch aber biologische Vielfalt verloren gehen könnte. Einig ist sich die EU darin, dass Klimasünder nach einem klar vereinbarten Bußgeld-Katalog zur Kasse gebeten werden sollen und das Geld in einem Fonds verwaltet wird. Die Chancen allerdings, dass darüber in Den Haag Einigung erzielt werden kann, stehen schlecht. Japan, Russland, Australien und die USA haben bereits Bedenken angemeldet.

DANIELA WEINGÄRTNER