Reelle Sache Randerscheinung

■ Folkrock diesmal ohne Rock: Das Brightoner Quintett Levellers auf Akustik-Tour zu Gast im Knust

Kaum platzen die Beatles beziehungsweise der Rest von ihnen mit der ultimativen Autobiographie/Resteverwertung auf den Markt, haben sich schon wieder die Trittbrettfahrer formiert. Oder eben einfach die Beatles-Inspirierten, um nicht zu polemisch vorzupreschen. Von denen gab es in den vergangenen Jahren bekanntlich etliche. Deshalb nehmen sich im Jahr 2000 erstmalig formulierte Versuche, jetzt noch der Trendwelle in die 60er hinterherzukraulen, auch so befremdlich aus.

Mit der ersten Single ihres jüngsten Albums Hello Pig versuchen die Levellers scheinbar sogar den ganz großen Coup zu landen: eine Hommage namens „Happy Birthday Revolution“. Auf fast penetrante Weise erweisen aber auch etliche andere der immerhin 13 neuen Songs gnadenlos den Pilzköpfen ihre Referenz. Das geht so weit, dass einem schon die aus dem Zusammenhang gerissene Zeile „can't buy you love“ säuerlich aufstößt. Und egal ob beim Vernehmen von Piano, Backgroundchören, der Geige als lediglicher Randerscheinung oder beim Gähnen: Man fragt sich, ob das alles so geplant war. Wahrscheinlich schon, beschritten die fünf Folkrocker doch bereits beim letzten Album vehement den Weg in Richtung Pop. Zwischen naiver Überraschung und mutiger Entschlossenheit schwankende Begeisterung behält sich die Band trotzdem vor: „Hey, das sind die besten Kritiken, die wir je hatten!“

Und das bei der offensichtlich spotttriefenden Anmerkung, dass „great“ endlich auch einmal zu den Levellers passe. Richtig großartig vom Hocker reißt dabei eigentlich nur die Stimme von Milchvisage Mark Chadwick. Schuld an diesem Effekt ist allerdings einzig die befriedigende Erkenntnis, dass man endlich weiß, in welches Ressort sie gehört. Weder das ans Ungeduscht-Sein gemahnende Crusty-Image nämlich, noch die unverschlüsselten, politischen Texte, die die Band im letzten Jahrzehnt durch die Lande trug, ließen sich so recht mit der weinerlichen, immer etwas Überzeugungskraft unterwandernden Kolorierung des Gesangs in Einklang bringen.

Auch wenn in weiten Kreisen die Existenz der Brightoner Barden noch nicht einmal diskutiert wird, können sich die Jungs doch auf eine treue Anhängerschaft verlassen. Vorrangig, weil nach noch jeder Albumveröffentlichung auf reell rockende Gigs Verlass ist. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Bühnenpräsenz auch bei der Akus-tik-Kostprobe im Knust verspüren lässt. Wer Angst vor Paul McCartney hat, dem sei gesagt, dass auch 13 Songs irgendwann ein Ende haben. Liv Heidbüchel

Sonntag, 21 Uhr, Knust