Henning Scherf will von der Basis Absolution

■ Mit schönen Worten versuchte der Bürgermeister die GenossInnen zu besänftigen

„Die BLG und die Eurogate sind kurz davor, die Mehrheit in Antwerpen zu übernehmen.“ Mit dieser Botschaft überraschte Bürgermeister Henning Scherf (SPD) seine GenossInnen beim Parteitag des SPD-Unterbezirks Bremerhaven am Donnerstagabend. Zusammen mit der versprochenen Fusion der Hamburger und Bremer Lagerhausgesellschaft sollte diese Nachricht die Parteibasis milde stimmen angesichts Scherfs Alleingang in Sachen Privatisierung der Hafenverwaltung.

Allein, die ließ sich nur wenig besänftigen. Und Scherfs Versprechen erwiesen sich bei näherem Nachfragen eher als Wünsche denn als Realitäten. Die Eurogate, an der die Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG) beteiligt ist, bewerbe sich um Anteile an dem Unternehmen „Hessenatie“, dem größten Hafendienstleister in Antwerpen, erklärt ein BLG-Sprecher. Die CMB (Compagnie Maritime Belge) wolle ihre Anteile – 50 Prozent – verkaufen. Man sei nicht der einzige Interessent, beschwichtigt die BLG, Konkreteres lasse sich derzeit nicht sagen.

Die Fusion zwischen den Hamburger und Bremer Lagerhaus Gesellschaften ist ebenfalls noch fern. Am Rande einer Tagung erklärten gestern die beiden Vorstandsvorsitzenden Peter Dietrich aus Hamburg und Detthold Aden aus Bremen, man sei konstruktiv gestimmt, doch die von der Politik geforderte Kooperation sei bisher nur „Vision“, ob sie gelinge, sei fraglich.

Egal – Donnerstagabend herrschte Schweigen im Saal, als Scherf damit die Notwendigkeit einer privaten Hafenverwaltung und das Tempo der Umsetzung begründete. Für Scherfs Satz „Das ist mein Mandat: die verfassungspolitische Verantwortung für die Zukunft dieses Landes“ gab's Applaus, doch das Fazit blieb kritisch. Oberbürgermeister Jörg Schulz betonte, der Sitz der Hafenverwaltung müsse gänzlich Bremerhaven sein. Der Hafenexperte Wilfried Töpfer nannte das Konzept „einen Torso“, die prognostizierte „schwarze Null“ für 2005 fuße auf falschen Berechnungen. Ex-Häfensenator Uwe Beckmeyer erklärte, „die Lebensfähigkeit der neuen Gesellschaft muss ja erstmal nachgewiesen sein.“ Das Ganze sei „fachlich nicht sauber durchgerechnet.“

Trotz braven Beifalls für Henning Scherf, trotz des Landesvorsitzenden Detlev Albers' Abwehr von Juso-Forderungen, Scherf sei als Spitzenkandidat für die nächste Wahl nicht mehr tragbar, war der Beschluss einstimmig: Die SPD Bremerhaven „missbilligt“ den Senatsbeschluss zur Port Authority als „vorschnell, überhastet und in der Sache unausgegoren“. sgi