Neben den eigenen Bildern

„Der ist bestimmt ein Künstler“: Rainald Goetz las im Deutschen Guggenheim aus seinem Theaterstück „Jeff Koons“

Er lehnt an der Wand und macht noch schnell zwei Fotos: „Ich friere vor Angst. Das ist neu.“ Vielleicht friert er gar nicht, und die Angst ist nur ein Vorwand. Um von ihr im nächsten Satz zu sprechen. Er wünschte sich uns alle eingekastelt zwischen den monströsen Bildern, in denen er vielmehr als Kitsch und Pop, so sagt er, immer die Klaustrophobie, die Angst, das Dämonische gesucht und auch gefunden habe. Rainald Goetz liest im Deutschen Guggenheim aus „Jeff Koons“: „Momentchen noch / Moment / noch hängts / und jetzt? wie gehts? wie stehts?“

Der Autor windet sich im Licht, als wolle er dem Publikum entwaffnend zeigen, was es mit ihm macht. Manche Käfer stellen sich tot, um mit dem Leben davonzukommen. Goetz liest. „Meinen Sie so gehts? Ich dachte schon / ich glaube wohl / ich meine doch / so gehts“. Aber was geht? Was geht denn ab? An Jeff Koons, meint Goetz, sei so faszinierend, dass er wie ein Gummimännchen vor seinen Bildern hüpfe, den Leuten seine Hände zeige und meine, allen alles erklären zu können. Als nächstes sieht man Goetzens Hände, greifend, ringend, sich durch die Haare fahrend: „Schau mal, sagte einer. / Wo denn? / Da. Ach da. I. Was ist denn das? / Der ist bestimmt ein Künstler.“

Je mehr der Angeschaute sein Angeschautsein zeigt, und von dem anderen redet, dessen Bilder nebenan hängen, desto genauer schaut man hin. Naiv und großartig sei, was der andere da mache, und amerikanisch. Zu glauben, dass das gehe: sich neben seine Bilder zu stellen, ohne dort zu stören.

Aber geht das denn nicht ? Goetz zeigt dem Publikum den Künstler, der für einen Abend hinter seinem Text hervortritt, ihn dann aber kritisch beäugt: „Ein Künstler, Gott, / du liebe Güte, Künstler. / Was muss das nur für ein Leben sein?“ Und fragt dann das Publikum: „Is es echt so schlimm ?“ Ja, ist es denn so schlimm? TOBIAS HERING