Gasfackel am Strand

Erdgasförderung auf Usedom: Auf Antrag des Investors wurde jetzt das Raumordnungsverfahren ausgesetzt

BERLIN taz ■ Usedom könnte bald um einige Attraktionen reicher sein: um eine 45 Meter hohe Fackel und einen ebenso hohen Industrieschlot, der je nach Licht seine Farbe ändert. Das zumindest sehen die Pläne der Berliner Firma Erdgas-Erdöl GmbH (EEG) vor. Die möchte 300 Meter entfernt vom Strand – inmitten der Trinkwasserschutzzone und im Naturschutzgebiet, zwischen den Seebädern Heringsdorf und Bansin – Erdgas fördern und in einem Gaskraftwerk verstromen. Mindestens neun Milliarden Kubikmeter sind unter der Insel gespeichert. Die EEG-Mutter Gaz de France erwarb 1994 diese und 28 weitere Lagerstätten in Ostdeutschland für 100 Millionen Mark von der Treuhand.

Seit 19. Juli läuft das Raumordnungsverfahren für Fackel, Schlot und Förderprojekt. Die Usedomer sind gegen das Projekt. Über eine Milliarde Mark Privatgelder wurden in den letzten Jahren in den Tourismus investiert, 6.000 Jobs hängen von ihm ab. Die EEG will zehn bis 15 Arbeitsplätze schaffen.

Lutz Fiedler, Amtsleiter auf Usedom, sagt: „Wir waren angesichts der Qualität der Planungsunterlagen sicher, dass das Verfahren zu unseren Gunsten ausgehen wird.“ Seit dieser Woche ist sich Fiedler da nicht mehr sicher. Auf Antrag der EEG hat die zuständige Behörde in Greifswald das Raumordnungsverfahren ausgesetzt. Fiedler: „Die haben Wind bekommen, dass ihre unqualifizierten Vorlagen nicht den Hauch einer Realisierungschance gehabt hätten.“

Dies bestätigte gestern EEG-Sprecherin Regine Badzinski-Quast: „Bislang sind wir davon ausgegangen, dass die Unterlagen genehmigungsfähig sind. Wir wollen sie jetzt weiter qualifizieren.“ Unklar ist, was mit den 40 Megawatt Abwärme passieren soll, die das 55-Megawatt-Kraftwerk erzeugen würde. Die EEG möchte sie über eine Meerwasserentsalzungsanlage absetzen und Trinkwasser produzieren. Die Unteren Trinkwasserbehörden erklären, es gebe genug Trinkwasser auf Usedom. Die Anlage sei unsinnig. NICK REIMER