Ein Amerikanerin Europa

Will McBride wird am 10. Januar 1931 in St. Louis, Missouri, geboren. Früh erkennt eine Lehrerin sein zeichnerisches Talent und regt an, dass der Zehnjährige am Art Institute of Chicago Zeichenunterricht erhält und die dortige Aktzeichenklasse besuchen darf. Die Eltern bestehen zunächst auf einem Studium der Literaturwissenschaft. Durch Intervention des Malers Norman Rockwell erlauben sie ihm aber schließlich ein Kunststudium an der National Academy of Design in New York. Seinen Abschluss macht er 1953 an der Syracuse University.

Statt wie befürchtet in den Koreakrieg geschickt zu werden, erhält McBride 1953 eine Einberufung nach Deutschland. Die Armeezeit verbringt er vor allem in Würzburg. Nach seiner Entlassung kommt er 1955 nach Westberlin. Hier beginnt er wieder zu malen, verdient seinen Lebensunterhalt jedoch bald vorrangig mit Fotoreportagen für Life, das Time Magazine oder Paris Match.

1959 heiratet McBride Barbara Wilke, die Tochter eines Galeristenehepaars aus Worpswede. Seine Frau und die drei Söhne dienen ihm in den nächsten Jahren oft als Fotomodelle. Eine Aufnahme seiner hochschwangeren Frau in einer zu eng gewordenen Jeans wird 1959 im prüden Adenauerdeutschland zum Skandal. Wenige Monate vor dem Mauerbau verlässt McBride Berlin und siedelt mit seiner Familie nach München über.

In Willy Fleckhaus findet McBride einen idealen Arbeitspartner. Von 1959 bis 1971 veröffentlicht er in der von Fleckhaus herausgegebenen Zeitschrift Twen aufwändig gestaltete Fotoreportagen (das Internat in Salem, die neue Jugendkultur), Portraits prominenter Politiker (Konrad Adenauer, Willy Brandt) und ungewöhnliche Fotostrecken über deutsche Showstars (Sängerin Heidi Brühl fotografiert er verrucht, Schauspielerin Ruth Leuwerik als Lebedame).

1970 zerbricht McBrides Ehe, seine Exfrau erhält das alleinige Sorgerecht für die drei Söhne. Nachdem die Zeitschrift Twen eingestellt wird, kommt es nur noch unregelmäßig zu Fotoaufträgen für deutsche Magazine. Beim Stern kann McBride in zehn Jahren nur zwei Arbeiten unterbringen: eine Serie über Frankfurt und eine über Italien.

In den Siebzigerjahren arbeitet McBride vor allem für die Zeitschrift Eltern. 1974 erscheint das hoch gelobte und später umstrittene Aufklärungsbuch „Zeig mal“. McBride übersiedelt nach Italien, wo er beginnt, als Bildhauer zu arbeiten. Später kehrt er zur Malerei zurück. Zudem entstehen eine Reihe von Fotobüchern – meist mit älterem Material. Von 1983 bis 1999 lebt McBride in Frankfurt am Main.

1996 wird ein Verbotsantrag des Frankfurter Jugendamts gegen „Zeig mal“ gerichtlich zurückgewiesen, Will McBride lässt das Buch jedoch selbst vom Markt nehmen.

1997 erscheint I, Will McBride (Könemann, Köln, 460 Seiten, 49,90 Mark), eine Kombination aus Bildband und Autobiografie. 2001 soll ein Band mit McBrides Italienfotos aus den Siebzigerjahren erscheinen. Weitere Bände sind geplant.

Seit 1999 lebt McBride wieder in Berlin. Parallel zu seiner Galerieausstellung wird er sich auch im Internet präsentieren. Unter www.will-mcbride-art.com sollen Beispiele seiner Arbeit zu sehen – und zu kaufen sein. RKR