Aufklärung ist unbezahlbar

Dem Institut für Lehrerfortbildung fehlt das Geld, um erforderliche Broschüren über den Nationalsozialismus herzustellen. Jetzt müssen private Verlage nachhelfen

Für eine effiziente Aufklärung über die Verbrechen der Nationalsozialisten fehlt es im Berliner Bildungssystem an Geld. Das Institut für Lehrerfortbildung kann derzeit Druck und Neuauflage von Unterrichtsmaterial nicht finanzieren. Das gilt für die Schrift „Stätten des Judentums und der Judenverfolgung“ ebenso wie für Broschüren über die Bedeutung der Wehrmachtsausstellung oder Demokratie in Berlin.

Die Erstellung dieser Hefte hat sich inzwischen um ein halbes Jahr verzögert. „Wir leben von der Hand in den Mund“, kritisiert der Leiter des Institutes, Dr. Wilfried Fest. Seine Einrichtung habe keine Möglichkeit, in eigener Regie attraktiv gestaltete Unterrichtsmaterialien auszugeben. Ein Problem, mit dem das Institut für Lehrerfortbildung bereits seit Jahren zu kämpfen hat.

Lediglich in den Räumen der Senatsschulverwaltung stünden veraltete Druckmaschinen zur Verfügung, mit denen aber nicht einmal die Herstellung von gebundenen Schriften möglich sei. „Gerade politisch wichtige Themen müssen aber auch grafisch ansprechend gestaltet werden“, sagt Fest.

Um wenigstens das Buch „Demokratie in Berlin“ publizieren zu können, verhandelt das Institut nun mit dem Hentrich-Verlag, der gegen eine Abnahmegarantie zum Druck des Werkes bereit ist. 1.000 Exemplare kann das Institut für Lehrerfortbildung abnehmen, das bedeutet gerade einmal ein Stück pro Schule. Normalerweise werden die Unterrichtsmaterialien in einer Auflage von 5.000 Stück hergestellt. „Die Situation ist äußerst unbefriedigend“, bilanziert der Institutsleiter.

Die Höhe der benötigten Gelder beträgt rund 20.000 Mark. In einer Senatsvorlage für den gesamten Haushalt des Jahres 2001 werden für das Institut für Lehrerfortbildung allerdings nur Mittel in Höhe von 40.000 Mark veranschlagt. Eine endgültige Entscheidung des Senats steht noch aus. „Wenn es um konkrete Gelder geht, wird es immer schwierig“, fürchtet Fest.

Bundespräsident Johannes Rau hatte in seiner Rede auf der Kundgebung für Toleranz und Menschlichkeit am vergangenen Donnerstag auf die Bedeutung von Schule und Erziehung verwiesen, um rechtsextremen Gruppen die Mobilisierungsfähigkeit zu nehmen.

ANDREA SPANNBAUER