Sterben geht weiter

Israelische Soldaten töten drei Palästinenser. Arafatzeigt sich bei Gesprächen mit Clinton verhandlungsbereit

JERUSALEM taz ■ Bei Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten im Westjordanland und im Gaza-Streifen sind gestern nach neuesten Angaben drei Palästinenser erschossen worden. Bei einem Bombenattenat in Jerusalem wurde am Morgen ein Grenzpolizist leicht verletzt. Bis zum Nachmittag hatte noch keine Organisation die Verantwortung für das Attentat übernommen.

Denkbar wäre, dass der jüngste Anschlag ein Vergeltungsakt für den Tod von Hussein Abayad war. Abayad gehörte zur Tansim-Führung in Bethlehem und war am Vortag bei einem israelischen Hubschrauberangriff getötet worden. Die Tansim drohte mit „scharfen Reaktionen“ auf den Tod Abayads. Gestern demonstrierten etwa 30.000 Palästinenser im Süden des Gaza-Streifens gegen den israelischen Angriff. Nahe der jüdischen Siedlung Gusch Katif skandierten sie Todesdrohungen gegen Israels Regierungschef Ehud Barak. Aus Sicherheitsgründen ließen die israelischen Militärs erneut nur über 45-jährige Gläubige zum muslimischen Freitagsgebet auf den Tempelberg.

Ungeachtet der andauernden Spannungen zeigte sich Palästinenserpräsident Jassir Arafat bei seinen Gesprächen mit US-Präsident Bill Clinton in Washington grundsätzlich bereit zu einem erneuten Dreier-Gipfel mit Barak. „Wir müssen zusammenarbeiten, um diese Tradödie zu beenden“, meinte Arafat. Der Palästinenserpräsident sprach gestern vor dem UNO-Sicherheitsrat, wo er seine Forderung nach dem Einsatz internationaler Schutztruppen wiederholte. Die Israelis lehnten das bislang strikt ab. Auch Clinton hält von der Verschickung der Blauhelme nichts, solange dies nicht von beiden Seiten gewünscht wird.

Am Sonntag wird Clinton mit Barak zusammentreffen. Der will seine Reise nach Washington nutzen, um mit dem amerikanischen Präsidenten den „Friedenswillen Arafats“ zu prüfen, wie es aus seinem Büro hieß. Barak bleib indes skeptisch. Es sei keine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den Palästinensern zu erwarten, sagte er. Die jüngsten Entwicklungen deuteten eher auf eine Eskalation. Jedoch könne eine Lösung nur am Verhandlungstisch gefunden werden.

Der Zentralrat der Palästinensischen Befreiungsorganisation hat seine Beratung über die einseitige Ausrufung eines eigenen Staats verschoben. Das Gremium werde nicht vor nächstem Mittwoch tagen, teilte Ratspräsident Salim al-Sanun gestern mit.

SUSANNE KNAUL