BSE-Krise lauert

Schnelltests in Schlachthöfen gefordert. Ministerin droht mit Importstopp für Rindfleisch. Frankreich streitet um Schlachten von fünf Millionen Kühen

BERLIN dpa/afp/rtr ■ Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) appellierte gestern an die Bundesländer, mit den BSE-Tests früher als vorgeschrieben zu beginnen. „Niemand hindert die Länder daran, schon heute und in großem Stil zu testen“, sagte sie. Schleswig-Holstein und Hamburg kündigten an, noch in diesem Jahr mit den Tests zu beginnen.

Verbraucherverbände verlangten sogar Tests bei jeder Schlachtung. Von 2001 an sind in allen EU-Staaten Schnelltests vorgeschrieben, aber nur bei einer bestimmten Zahl verendeter, notgeschlachteter oder vor dem Tod auffälliger Rinder. In Deutschland müssen 10.000 Tiere getestet werden. Laut der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände würden die Tests zwar die Rindfleischpreise um „einige Pfennig pro Kilo“ erhöhen. Aber bei einem so schweren Risiko wie BSE müsse man das in Kauf nehmen. In Frankreich ist die Zahl der BSE-Fälle seit dem Beginn gezielter Tests deutlich gestiegen.

Fischer warnte andere EU-Staaten davor, weiter die verabredete Kennzeichnungspflicht für „british beef“ zu missachten. Fischer setzte den anderen EU-Staaten eine Frist von etwa „sechs Wochen“. Andernfalls werde Deutschland nationale Maßnahmen bis hin zu Importverboten ergreifen. Diese würden dann nicht nur britisches Rindfleisch, sondern sämtliche Rindfleischprodukte der jeweiligen Länder betreffen. Auf Druck der EU-Kommission hatte Deutschland im März dieses Jahres das nationale Importverbot für „british beef“ aufgehoben.

Der französische Landwirtschaftsminister Jean Glavany hat die vom Bauernverband FNSEA vorgeschlagene Notschlachtung von Millionen Rindern zur Bekämpfung der Rinderseuche BSE abgelehnt. Eine solche Maßnahme sei zu teuer und würde nur noch größere Nervosität bei den Verbrauchern schüren, sagte Glavany in einem Interview der Tageszeitung Libération. Der Bauernverband hatte vorgeschlagen, als Vorsichtsmaßnahme gegen die weitere Ausbreitung von BSE alle vor dem 15. Juli 1996 geborenen fünf Millionen Rinder in Frankreich zu töten. Zu diesem Termin waren in Frankreich all jene Tierfutter-Bestandteile verboten worden, die im Verdacht stehen, zur Verbreitung von BSE beizutragen. Glavany bezifferte die Kosten für ein derartiges Notschlachtungsprogramm auf umgerechnet 5,8 Milliarden Mark. Im vergangenen Monat hatten mehrere französische Supermärkte eingeräumt, möglicherweise BSE-infiziertes Fleisch verkauft zu haben.