kabolzschüsse
: Auf der Suche nach Berlins randigster Randsportart

Short Track

Die Trackies. Es ist eine kleine Kultgemeinde, die es nicht bis hinauf zu den Sternen und zu den großen Verwandten, den Star-Treckies, gebracht hat, sondern in einer alten Eislaufhalle in Wilmersdorf an der Kunostraße verzweifelt auf der Suche nach dem Großen Wagen und dem vertauschten Vokal im Wörtchen Track sind.

In Berlin Short Track zu betreiben ist ein Akt der Verzweiflung, etwa so, als ob man so tut, als könne man am Ufer des Heiligensees in Potsdam genauso gut Wellen reiten wie am Waikiki Beach. Die Short Tracker drehen freilich Runden. In der Haupstadt kann man das nur leidlich gut. Die Epizentren des Short Track erbeben hier zu Lande in Dresden, Rostock und Erfurt. Erste kleine Erschütterungen gab es in Thüringen, als die Eisschnellläuferin Susanne Busch zum Short Track wechselte. Ein paar Insider wollten fortan wissen, wie sich eine gute Läuferin auf dem viel kleineren Oval so macht.

Denn das ist der Sinn: Es geht immer im Kreis (111 Meter) einer Halle herum. Das Feld hat die Größe einer Eishockeyfläche. Die Tore denkt man sich weg. Dafür ein paar Begrenzungsklötzchen hinzu. Fertig ist die Short-Track-Bahn. Besagte Susanne Busch gewann national viele Titel, aber beim Wettstreit der Nationen holte sie keinen Pott. Das lag auch an ihrem Körperbau. Zu groß. Zu schwer. Denn um sich in die engen Kurven zu stemmen, bedarf es geringer Fliehkräfte. Daher schaut die Kufenspitze des rechten Schuhs auch nach innen – es geht immer entgegen dem Uhrzeigersinn um die Bahn. Außerdem sind die Kufen schief anmontiert, was bei Neulingen zu erheblichen Koordinationsschwierigkeiten führt.

Auf der Geraden werden nur zwei Schritte gemacht, viel Speed baut sich in den Kurven auf. Ist das Tempo erreicht, wird oftmals die Hand zur Unterstützung der Neigetechnik herangezogen. Das muss auch sein, drängeln sich doch drei bis fünf Konkurrenten um den ersten Platz. Richtig: Es wird im Pulk gestartet, was die Sportart ungemein attraktiv macht. Manchmal wird so hart, mitunter unfair gearbeitet, dass die Läufer aus der Kurve schnippen wie Tontauben aus der Schussvorrichtung. Es gab auch schon üble Verletzungen durch die scharf gemachten Kufen.

Die führenden Nationen sind Südkorea, Kanada, die USA und Japan. Berlin, ja man muss dass so sagen, sieht shorttrackmäßig leider keinen Stich in Deutschland, international schon gar nicht. Das hat ganz klar mit der hauptstädtischen Übermacht der Eischnellläufer zu tun. Früher war es zum Beispiel Jens-Uwe May, der das Leben auf der Kurzbahn mit Schatten belegte, heute nehmen Claudia Pechstein oder Monique Garbrecht-Enfeldt dem mikrigen Pflänzchen das Licht. Und was haben die Trackies in Berlin der Jugend schon zu bieten? Nicht mal Spock und Co. Aber das will eine Treckie-Gemeinde einfach. Die mit dem e. MARKUS VÖLKER

Auf der Außenseiterskala von null bis zwölf: 3 Punkte