„Schröders Augen stinken nach Kotze“

Der Bundeskanzler vertilgt angeblich Wellensittiche und verliert Körperteile, behaupten Bielefelder Schüler

Seit einer Woche hat die Theodor-Heuß-Gesamtschule in Bielefeld-Stieghorst ihren Skandal. Der Anlass: eine schlichte Hausaufgabe. „Beschreibe einen Tag aus dem Leben unseres Bundeskanzlers Gerhard Schröder“, hatte der Deutschlehrer Thomas P. von den Schülern der Klasse 5b gefordert. Ein auf den ersten Blick unverdächtiges Aufsatzthema. Doch was P.s Schüler am nächsten Tag ablieferten, lässt selbst hartgesottenen Naturen die Haare zu Berge stehen.

Melanie* (10) beispielsweise. Sie malt detailliert des Kanzlers Essgewohnheiten aus. Das Ergebnis liest sich allerdings weniger wie ein Schulaufsatz als wie die Regieanweisungen zu einem Horrorfilm: „Wenn Schröder abends nach dem Regieren nach Hause kommt, schreit er sofort los. Weil er will dann was zu essen haben. Seine Frau Doris zittert vor ihm wie Erbsenlaub. Schröder geht gleich zum Wellensittichkäfig, wo der Lieblingswellensittich von Doris drin ist. Er macht die Türe auf und packt sich das Vögelchen. Dann stopft er es sich lebendig in den Mund und zerkaut es zu Matsche.“ Wer glaubt, die zweifellos fantasiebegabte Autorin ließe es hiermit bewenden, irrt. Melanie zufolge vertilgt der Bundeskanzler im weiteren Verlauf des Abends: fünf Katzen, eine Schüssel voll Maden, einen Salat aus lebenden Regenwürmern und Nacktschnecken, verfaulte Eier, Froschlaich, Kohlrabi, Jauche, Erbrochenes und Eiter. Während dessen steht Doris Köpf daneben und heult ohne Unterlass.

Ähnlich rüde geht Melanies Klassenkamerad Marc (9) zur Sache. Er lässt den Bundeskanzler als Zombie in der Berliner Kanalisation leben. Schröder ernährt sich dort von Kindern, die er durch die Gitter der Gullideckel zieht. Ab und zu begibt sich der Kanzler aber auch in die Oberwelt. „Dann regiert das Monster unser Land. Dabei verliert er immer wieder irgendwelche Körperteile, zum Beispiel wenn er eine Rede hält und fuchtelt, eine Hand. Die Bundestagsputzfrauen müssen die Teile dann sofort aufsammeln, damit keiner was merkt. Manche frieren sich auch Sachen von Schröder ein. Später belegen sie Tiefkühlpizza mit ganz klitzekleinen Schröderteilen. Wenn dann einer fragt, was das ist, sagen sie einfach: Tintenfischringe.“

Den Vogel schießt jedoch Mirko (10) mit seinen „Betrachtungen“ ab. Er kapriziert sich darauf, Gerhard Schröders Körper zu beschreiben. Des Kanzlers Hände seien behaarte Klauen, die gern in Exkrementen wühlten, seine Beine aus stinkendem Harzer Käse, und seine Gesichtshaut gleiche einer verschimmelten Quarkspeise, die fünf Wochen im Kühlschrank gestanden hat. Grundsätzlich herrscht in Mirkos Aufsatz das Olfaktorische vor. Schröder, behauptet der junge „Schriftsteller“, habe in seinem Leben nicht einmal geduscht. Er rieche „wie der alte Cockerspaniel von unserer Nachbarin, wenn es geregnet hat“. Am ekelhaftesten seien aber seine Augen: „Schröders Augen stinken nach Kotze.“

Was die drei Pennäler zu Papier gebracht haben, kam ans Licht, als sich eine Mutter beim Direktor der Schule beschwerte. Die weitere Prüfung ergab, dass sich auch die Aufsätze der anderen Schüler kaum von den drei zitierten unterscheiden, wenn sie auch nicht ihre diffamatorische Intensität erreichen. Schnell geriet deshalb Lehrer P. in Verdacht, er habe seine Schüler im schröderfeindlichen Sinn agitiert.

P. weist das weit von sich: „Ich habe die Schüler lediglich über den amtierenden Bundeskanzler aufgeklärt. Vollkommen wahrheitsgemäß. Ich hielt das für meine pädagogische Pflicht.“ Was P. allerdings unter „wahrheitsgemäß“ versteht, kann nur vermutet werden. Immerhin hat der „Pädagoge“ die drei übelsten Aufsätze durchweg mit „sehr gut“ bewertet. Zudem räumt er ein: „Wie jeder normale Mensch empfinde ich beim Anblick dieses Bundeskanzlers einen gewissen Ekel.“

Mittlerweile hat auch das nordrhein-westfälische Kultusministerium auf den Vorfall reagiert. Seit drei Tagen ist Thomas P. vom Dienst suspendiert. Der für das Schulwesen zuständige Staatssekretär, Dr. Wolfgang Meyer-Hesemann, hält sich vorerst bedeckt: „Die Sache wird untersucht“, erklärte er auf Nachfrage. Ansonsten: kein Kommentar. Etwas redseliger gibt sich ein Mitarbeiter des Ministeriums, der nicht genannt werden will: „Sicher haben die Schüler in ihren Aufsätzen übertrieben. Aber mit den Augen, da haben sie recht. Schröders Augen stinken wirklich nach Kotze. Ich habe es selbst mal gerochen.“

CHRISTIAN Y. SCHMIDT

*Die Namen der Schüler und Schülerinnen wurden geändert