Loosers Wandlung

Seit Jahren zeigt er denselben Film: Walt Disneys Die Wüste lebt. Doch in Josef Ritter selbst, Besitzer eines heruntergekommenen Vorstadtkinos, scheint nur noch Wüste zu sein. Nur eins hält ihn am Leben: die Liebe zu Klaus Kinski. Vor Jahrzehnten spielte er mit Kinski Theater und verpatzte seinen Einsatz. Obwohl Kinski ihn daraufhin wüst beschimpfte, verehrt Ritter ihn weiter hündisch.

Ein trauriges Szenario, das Peter Turrini als Ausgangspunkt seines Stücks Die Liebe in Madagaskar entwirft. So traurig, dass es nur besser werden kann. Und tatsächlich, Ritter erhält 1991 einen Brief von Klaus Kinski, in dem der ihm befiehlt, nach Cannes zu reisen. Kinski liegt in einer Klinik und braucht Geld, das Ritter eintreiben soll. Der macht sich auf den Weg – und kehrt gewandelt zurück. Davon, wie ein Erstarrter sein Versager-Trauma überwindet, erzählt Turrinis Stück. Eine Menge Einfälle schüttelt Regisseur Wolf-Dietrich Spranger am Thalia Theater aus dem Ärmel. So verwandelt sich das Ausgangs-Kinoszenario in eine Bank, später in ein Hotel. Bei vielen Nebenfiguren geht die Phantasie allerdings mit dem Regisseur durch. Die Latino-Geschäftsleute gebärden sich als Hanswurste, und ein fetter Engel frisst Spaghetti vom Boden. Immerhin lassen Hartmut Schories in der Hauptrolle und Verena Reichhardt als Schauspielerin auf Produzentensuche solche albernen Figuren in den Hintergrund treten. Wenn sich die beiden Loosertypen beflügeln und eine ganze Filmhandlung ausdenken, stimmt das fröhlich. Und die Wüste lebt doch. Karin Liebe

Weitere Vorstellulngen: 14. Dezember, 20 Uhr; 18.+19. Dezember, 16 Uhr, Thalia Theater