Besonders verdient

Nicht nur Ex-NPD-Eckhoff darf Bundesverdienstkreuz erhalten. Andere warten auch darauf  ■ Von Peter Ahrens

Das Bundesverdienstkreuz für Heinz Eckhoff, ehemaliges Waffen-SS-Mitglied und Ex-NPD-Kandidat – ein Beispiel aus dem Landkreis Stade, das auch im benachbarten Hamburg Schule machen sollte. Der taz liegt eine Vorschlagsliste an den Bundespräsidenten vor, die der einflussreiche „Freundeskreis BVK Hamburg e.V.“ erstellt hat, in der die Menschen aus Hamburg aufgeführt sind, die im kommenden Jahr mit der Auszeichnung geehrt werden sollen. Johannes Rau soll die Namensliste bereits abgesegnet haben, war aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle zu erfahren.

Auf der Liste finden sich knapp 200 Namen, unter ihnen auch prominente Köpfe aus der Landespolitik: Der CDU-Wirtschaftspolitiker Karl-Heinz Ehlers wird für „seinen nimmermüden Kampf gegen den Sozialismus zu Lande, zu Wasser und in der Luft“ geehrt. Sein SPD-Kollege Günter Frank soll den Orden für seine Tätigkeit als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses Filz erhalten. Sein ruheloses Bestreben nach Sauberkeit wird gewürdigt: „Herr Frank war stets vorbildlich bemüht, mögliche Verdachtsmomente gegen Parteifreunde unter den Teppich zu kehren. Dafür erhält er den höchsten Orden der Bundesrepublik Deutschland.“

Aber nicht nur die Politikseitender Zeitungen, auch die Boulevardblätter dürfen über die Ordensverleihungen berichten: Wolf Biermann (falls er es nicht schon hat) wird dafür geehrt, in nachahmenswerter Weise den Gang durch die Institutionen bis in die Feuilletonleitung einer angesehenen deutschen Tageszeitung aus dem Axel-Springer-Verlag gegangen zu sein: „In meinem Redaktionsbüro der Welt wird die Urkunde direkt neben meinem eingerahmten Biermann-Gedicht „Drei Kugeln für Rudi Dutschke“ Platz finden“, freut sich der Schnauzbart in einer ersten Reaktion. Besonders habe ihn die Bemerkung „beispielhaft in seiner immerwährenden Medienpräsenz“ stolz gemacht. Die gebürtige Heidekönigin Jenny Elvers soll das Bundesverdienstkreuz dringend angesteckt bekommen, weil sich schon drei Tage lang nichts und niemand an ihre Brust geheftet hat.

Aus Kreisen der gesellschaftlich relevanten Berufe kommen ebenfalls Ehrungsvorschläge. So soll der Hamburger Anwalt Jürgen Rieger die begehrte Auszeichnung erhalten. Zum einen habe er mit der Gründung einer Schweinefarm in Schweden „lobenswerte Wirtschaftsförderung im europäischen Ausland“ betrieben. Zudem sei seine Methode, den Holocaust vor Gericht in Zweifel zu ziehen und dafür anschließend noch frei gesprochen zu werden, „eine reife Leistung“, würdigt der Urkundentext.