Pferdeverstand
: Trainingsrennbahn ohne Grund und Boden

■ Keine echten Alternativen zur Lage der Bremer Galopper-Übungsstrecke

„Das Projekt ist nicht in Gefahr. Die Planungen sind variabel“, so die Antwort des Wirtschaftsressorts auf eine kleine Anfrage der SPD nach den Schwierigkeiten beim Grundstückserwerb für die in der Mahndorfer Marsch geplante Pferdetrainingsbahn (die taz berichtete). Das Problem: Auch die Alternativen sind nach Lage der Dinge nicht mehr im Rennen.

Zur Vorgeschichte: Die Arberger Johannis-Gemeinde besitzt Grundstücke im Westen der geplanten Anlage. Sie will auf keinen Fall verkaufen. Einmal, weil die Marsch als ökologisch wertvoll gilt, zum anderen, weil ihr das Projekt einer gegen die Öffentlichkeit abgeriegelten Luxustrainingsbahn nicht behagt. In einem von der Bremer Inves-titionsgesellschaft (BIG) anberaumten Gespräch vor zwei Wochen sollte der Kirche der Verkauf nochmal schmackhaft gemacht werden. Laut Auskunft von Christian Rohlfing aus dem Kirchenvorstand präsentierte die BIG, die für die Rennbahn-GmbH die Grundstücke kauft, eine „Alternative“: „Die hatten neben dem riesigen detaillierten Ursprungsplan ein DIN A4-Blatt an der Wand hängen“, berichtet er. Darauf „haben sie die Anlage einfach nach Osten, über die Kluvenhagener Straße hinaus, verrutscht.“

Pastor Friedhelm Blüthner von der Johannisgemeinde nimmt diese Planungen allerdings nicht ernst: „Sie müssten die Straße entwidmen. Das ist aber ein Wirtschaftsweg, der von vielen Bauern benutzt wird.“ Außerdem ist die Kirche nicht die Einzige, die dort Probleme macht. Mit etlichen Bauern sind die Verhandlungen über den Grundstücksverkauf nicht abgeschlossen. Die einen sind „aus privaten Gründen“ nicht an einem Verkauf interessiert; ein anderer hat zwar verkauft, ist aber anschließend Pächter bei der BIG geworden: Auch wenn sie kündigt, hätte der Landwirt drei Jahre Zeit, sich neu zu orientieren. Wenngleich sich dieser Bauer „im Ernstfall eine schnelle Einigung mit der BIG“ vorstellen kann, so geht doch bei anderen die Sorge um. Eine Eigentümerin, deren Flächen im Planbereich liegen, wurde vor zwei Monaten zuletzt von der BIG angesprochen. Sie will nicht verkaufen, „Aber weiß ich denn, was die alles machen können?

Unterdessen bestätigte das Wirtschaftsressort gestern eine zweite Alternativplanung: Südlich der Autobahn habe die BIG ebenfalls schon fleißig Grundstücke erworben. Dort ist in Fortsetzung der Gewerbeflächen in der Hemelinger Marsch auf lange Sicht das Gewerbegebiet Hansa-Linie geplant. Die BIG könnte also mit der Trainingsanlage über die A1 springen. „Das wäre eine Möglichkeit, auch wenn diese eigentlich nicht gewünscht ist“, sagt der Pressesprecher des Wirtschaftssenators Thorsten Groth. Der Umbau in der alten Galopperbahn in der Vahr – der den Umzug der Trainingsstrecke nötig gemacht hat – hat bereits begonnen. „Insofern sollte das jetzt schon möglichst schnell über die Bühne gehen“, sagt Groth.

Hinter der Autobahn besitzt die Kirche allerdings ebenfalls Grundstücke. „Und zwar satt“, so Pastor Blüthner. „Die sind wild verteilt in der ganzen Marsch. Nicht groß, aber groß genug, um andere zu ärgern.“

hey