Farc setzt Friedensprozess aus

Weil Kolumbiens Regierung nicht energisch genug gegen die rechten Paramilitärs vorgeht, legt die größte Guerilla des Landes den Dialog auf Eis. In einigen Gebieten wird heftig gekämpft, seit das Militär dort versucht, den „Plan Colombia“ umzusetzen

von INGO MALCHER

Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) haben am Dienstag die Friedensverhandlungen mit der Regierung bis auf weiteres auf Eis gelegt. Damit wollen sie verhindern, dass die Regierung von Präsident Andrés Pastrana die rechtsgerichteten Paramilitärs als politische Kraft anerkennt. Der Dialog bleibe ausgesetzt, heißt es in einer Erklärung, „bis der Herr Präsident und seine Regierung dem Land und der Welt ihre offizielle Position gegenüber dem paramilitärischen Terrorismus erklären und eine Politik entwickeln, ihn zu vernichten“.

In den vergangenen Monaten konnten die Friedensverhandlungen zwischen Guerilla und Regierung kaum Fortschritte verzeichnen. Viel Hoffnung wurde in die Wiederaufnahme der Gespräche gesetzt. Es sollte über einen Waffenstillstand zwischen Guerilla und Armee verhandelt werden. Doch als die Regierungsvertreter in der entmilitarisierten Zone im Süden des Landes am Verhandlungstisch ankamen, wurden sie von der Farc mit einer Absage empfangen.

Die Paramilitärs kämpfen schon seit langem darum, als eigenständige politische Kraft anerkannt und in die Friedensgespräche einbezogen zu werden. Doch sowohl die Guerilla als auch einige internationale Organisationen lehnen das ab: Die Paramilitärs seien so eng mit den Streitkräften verflochten, dass sie als Teil des Staates anzusehen seien.

Als die Paramilitärs vor kurzem sieben Kongressabgeordnete entführt hatten, kam es zu einem Treffen zwischen Innenminister Humberto de la Calle und Milizenchef Carlos Castaño. Die Farc interpretieren das als politische Anerkennung der Paramilitärs – die Farc behaupten, die Entführung sei eine Finte gewesen, um das Treffen zwischen De la Calle und Castaño zu rechtfertigen.

In ihrer Erklärung beschwert sich die Farc auch über die Militäroffensive in der Provinz Putomayo an der Grenze zu Ecuador und Peru. Diese wichtigste Kokaanbauregion des Landes ist zum großen Teil in der Hand der Farc. Seit Wochen liefern sich dort Armee und Guerilla heftige Gefechte. Am vergangenen Wochenende kamen dort zehn Guerilleros und ein Soldat ums Leben, als die Armee die seit fünf Wochen andauernden Blockaden der Farc aufzuheben versuchte.

Der von den USA finanzierte „Plan Colombia“, der einen Feldzug gegen die Kokapflanzen vorsieht, richtet sein Hauptaugenmerk auf Putomayo. Da Ende November die neu geschaffenen Anti-Drogen-Bataillone in Putomayo aktiv werden, sieht die Farc wenig Möglichkeiten für einen Waffenstillstand über die Weihnachtsfeiertage. Da sich die Farc durch „Steuern“ finanziert, die sie den Drogenschmugglern und Drogenbauern abnimmt, wird sie nicht dabei zusehen, wie Spezialeinheiten Pilzerreger auf die Kokapflanzen sprühen.