: Kommen Kunst und Gestaltung in den Speicher?
■ Hochschule für Künste könnte mit den Fachbereichen Freie Kunst und Design in den Speicher XI ziehen / Rektorat will Zersplitterung in drei Standorte vermeiden
Die Freigabe des Speicher XI durch den Senat bringt das Ideenkarussell in Schwung. Eigentlich wollte Investor Klaus Hübotter das denkmalgeschützte Gebäude in einer Low-Budget-Version sanieren und dort günstige Lager- und Verkaufsflächen erschließen. Aber jetzt ist eine neue Variante aufgetaucht: Die Hochschule für Künste erwägt, in den historischen Bau einzuziehen. Schon lange sucht die Hochschule, die aus allen Nähten platzt, nach Erweiterungsmöglichkeiten.
Nun könnten sich die Platzprobleme auf einen Schlag lösen: Man überlegt, den Fachbereich Bildende Kunst in den Speicher am ehemaligen Überseehafen zu verlegen. Der Fachbereich Musik hätte dann genug Platz im Hochschulgebäude an der Deachanatstraße, wo sogar Flächen frei würden. Nach ersten Überlegungen könnte dort der Uni-Studiengang Musikpädagogik mit einziehen. Ein Problem steht der Realisierung allerdings noch im Wege: Die Hochschule, deren Design-Abteilung in einem eigenen Gebäude Am Wandrahm untergebracht ist, wäre künftig in drei Standorte zerrissen – ein Zustand den das Rektorat unbedingt vermeiden möchte.
Eine Lösung könnte sein, dass der Fachbereich Design mit den Künstlern zusammen in den Speicher XI zieht. Der Standort Am Wandrahm würde nach diesem Szenario ganz aufgegeben, das frei werdende Gebäude in attraktiver Lage könnte verkauft werden. Der Erlös könnte zur Finanzierung des Speicher-Ausbaus beitragen, der für eine Hochschule erheblich teuer würde als für die eigentlich geplante Grundsanierung für Gewerbeflächen. Die ursprüngliche Konzeption für Bremens längstes Gebäude wäre damit über den Haufen geworfen, denn die Kunsthochschule würde mit beiden Fachbereichen bis zur Hälfte der Gesamtfläche belegen. Wenn Hafenmuseum, Kulturforum und Gaststätte in die andere Hälfte einziehen, bleibt noch ein knappes Drittel der Gesamtfläche für das angestrebte Gewerbemix aus Lager- und Verkaufsflächen plus Gründerwerkstätten.
Investor Hübotter lässt zurzeit prüfen, ob ein Ausbau zum Hochschulgebäude machbar ist: Noch sind weder die baukonstruktiven Voraussetzungen abschließend untersucht, noch ist die Finanzierung der entstehenden Mehrkosten geklärt. Zurzeit laufen parallel schon Verhandlungen mit dem Bildungssenator und dem Rektorat der Hochschule für Künste. Dort wird allerdings noch tief gestapelt. Sprecher Ralf Schneider sagt zwar, dass die Raumnot schon lange nicht mehr tragbar ist. Er bestätigt auch, dass über einen Umzug in den Speicher Verhandlungen geführt werden, aber mehr als eine Idee sei das bislang nicht: „Es gibt noch nichts Konkretes zu sagen.“ Allerdings gibt er zu, dass die Zeit drängt: „Der Herr Hübotter drückt zur Zeit mächtig aufs Tempo. Weil er bald mit dem Umbau anfangen will, drängt er auf eine rasche Entscheidung.“
Jan Kahlcke
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