Boom der Privaten in den Niederlanden

Mit Millionenetats und internationalen Stars gehen die Kufenläufer in die Weltcupsaison. Die deutschen Eisschnellläufer aber blicken nur neidisch zu den Holländern, bei denen sich gleich fünf Privatteams Konkurrenz machen

BERLIN dpa/taz ■ Die Eisschnelllaufbranche boomt. Nicht aber in Deutschland. Während sich Unternehmen in den Niederlanden oder Norwegen den Unterhalt eines Privatteams Millionen Mark kosten lassen, ist der erste Deutsche, der in einem Privatteam lief, Christian Breuer, derzeit ohne privaten Geldgeber. Der Grefrather stieg nach Saisonende aus dem holländischen Privatteam „Unit 4“ aus. Später löste sich das Team sogar auf. Nun ist Breuer auf Sponsorensuche und sagt: „Hier zu Lande ist es so, dass erst die Leistungen stimmen müssen, bevor man mit Sponsoren verhandeln kann.“

In Holland dagegen starten allein fünf Privatteams. Der Königlich Niederländische Eissportverband (KNSB) hat vor Winterbeginn einen Waffenstillstand mit den Privaten geschlossen. Zum ersten Mal seit 1995 beginnt die Saison nicht mit Prozessen. Vor fünf Jahren hatte Rintje Ritsma mit der Gründung seines Sanex-Teams das Monopol des Verbandes gebrochen. Die Nationalmannschaft, den „Kernploeg“, gibt es nicht mehr. Die zwei Auswahlteams sind auch verkappte Privatteams, finanziert von einem Versicherungskonzern.

„Eine Mannschaft kostet so viel wie ein kleines Radrennteam“, sagt Patrick Wouters, seit 1992 Manager von Rintje Ritsma. Das wären ungefähr fünf Millionen Mark jährlich, doch Insider halten den Betrag für viel zu niedrig. Zum Team gehören unter anderen Langstreckler Bob de Jong, Jeremy Wotherspoon, Mike Ireland (beide Kanada), die US-Amerikaner Casey Fitzrandolph und KC Boutiette.

TVM hatte im Frühjahr das Team von Werbestar Ritsma von der Kosmetikfirma Sanex übernommen. Nach den Doping-Verwicklungen seines Profiradstalls suchte TVM ein neues sportliches Engagement. Der größte Etat wird bei Spaarselect, der Mannschaft von Olympiasieger Gianni Romme, vermutet.

Auch der Multimillionär und Finanzdienstleister Dirk Scheringa ist mit dabei. Er gründete im Sommer das Team DSB (Dirk Scheringa Beheer). Er nahm die Olympiasieger Marianne Timmer und Ids Postma unter Vertrag. Komplizierter verlief der Wechsel von Exsprintweltmeister Jan Bos zum neuen Team. Erstmals in der Geschichte des Eisschnelllaufs musste eine Transfersumme in Höhe von 310.000 Mark an seinen bisherigen Arbeitgeber Spaarselect gezahlt werden. Ein in Deutschland undenkbarer Transfer.