Bisschen burned out

■ Schöne Hintergrundmusik: „Kool Ade Acid Test“ im Lagerhaus

Es gab eine Zeit, da fuhren die Pranksters mit psychedelisch kolorierten Gefährten über die High-ways, hielten hier und dort an und verteilten Gratisproben psychoaktiver Substanzen an die umstehende Bevölkerung. Nur um zu sehen, was passiert. Das Buch, das drüber geschrieben ward, hieß „Kool Ade Acid Test“ und so heißt auch eine der Nachfolgebands der legendären „Universal Congress Of...“

Die Kopie verhält sich zum Original wie das Feuerrote Spielmobil zum Pranksterbus. Das Material stammt weitgehend aus der Feder des Bassisten Steve Gaeta. Er und der zweite UCO-Mastermind Joe Baiza dürften sich musikalisch ungefähr an der Bruchlinie ihres unterschiedlichen Zugriffs auf den Jazz entzweit haben. Während Baiza sich weiterhin in Richtung Free orientiert und auch vor groß angelegten Ausbrüchen nicht zurückschreckt, bleibt Gaetas Band, zu der neben UCO-Bläser Steve Moss noch Drummer Thomas Böltken und der junge niederländische Gitarrist Jan Terstegen gehören, beim mittleren John Coltrane stehen. Gut, stehen bleiben ist vielleicht nicht das richtige Wort und JC alles andere als eine schlechte Adresse. Nur ist das Klangergebnis eben mehr cool als acid!

Gewiss wird die Mixtur aus Jazzanleihen, fetten Funk- und Soul-Beats sowie klassischen Popmelodien perfekt dargeboten. Möglicherweise gerade einen Tick zu perfekt. Denn das knapp 90-Minuten-Set bot den vielleicht vierzig Fußpaaren zwar ausreichend Anlass, neue Kerben in den ausgetretenen Backsteinboden des Kiotosaals zu wippen. Allein die Abgedrehtheit, die man aus alten UCO-Tagen kennt, bleibt auf der Strecke, so dass es eine Wahrheit in sich birgt, wenn Moss nach einem abrupten Songende ins Mikro lächelt: „At times we're more surprising than usual...“.

Denn das Geheimnis von UCO bestand eben nicht nur in Stilmixturen, sondern auch in der schieren Unberechenbarkeit derselben. Die Spontaneität, für die damals nicht zuletzt auch Gaeta verantwortlich zeichnete, scheint auf dem Friedhof guter Ideen, irgendwo in der Wüste New Mexicos begraben. Mal Wahwahselig, mal der klassischen Thema-Solo-Thema-Abfolge verpflichtet, mal auch einen mesopotamischen Surf von sich gebend, bleibt unterm Strich ein nettes Konzert übrig. Allerdings eines, das als Hintergrund für anregende Gespräche mit lieben Menschen bei einem Glas Bier besser geeignet wäre.

Der unterhaltungsmäßige Höhepunkt des Abends war noch, dass Steve Moss einer Frau, die „Kool Ade Acid Test“ vehement zum Weiterspielen aufforderte, trocken antwortete: „Sure, there are lots of more songs. But we don't know them...“ Tim Schomacker