Eine Botschaft mit Tücken

Alba Berlin unterstreicht beim 83:71 gegen die Skyliners aus Frankfurt seine Dominanz in der Basketball-Bundesliga, dennoch hat Coach Emir Mutapcic einiges auszusetzen am Spiel seines Teams

aus Berlin MATTI LIESKE

Auch wenn es ungerecht gegenüber dem neuen Coach Emir Mutapcic ist, wird man eine gewisse Zeit lang nicht umhin können, Sätze über Alba Berlin mit den Worten „Wenn Svetislav Pesic. . .“ zu beginnen. Wenn also Svetislav Pesic noch Trainer des deutschen Basketballmeisters wäre, hätte er nach dem 83:71-Sieg gegen die Skyliners aus Frankfurt einiges zu beklagen gehabt. Mit Sicherheit wäre er in der ihm eigenen Art, die man als dialektische Betrachtungsweise oder als schlichte Unlogik definieren kann, über jene Leute hergefallen, die dafür gesorgt haben, dass Alba knapp 42 Stunden nach dem harten Europaligamatch gegen Villeurbanne in Lyon (71:74) schon zum Bundesligaspitzenspiel gegen Frankfurt antreten musste. Verantwortlich für diese Terminhetze ist in Gestalt von Sat.1 das Fernsehen, das samstags endlich wieder Basketball überträgt – eine Entwicklung, für die Pesic mit Engels- und Teufelszungen jahrelang gekämpft hatte.

Auch Emir Mutapcic war nicht glücklich über den engen Spielplan, aber er nahm es fatalistisch. „Wir müssen Basketball verkaufen“, sagte der Bosnier einsichtig, zumal Frankfurt ebenfalls ein schweres Europaligamatch (60:86 in Barcelona) zu absolvieren hatte, wenn auch schon am Mittwoch. Das müdere Team waren die Skyliners am Ende trotzdem, weshalb sie Alba zwar drei Viertel lang trotzen konnten, in der Schlussphase aber genau jene Würfe nicht trafen, die ihnen die Siegchance erhalten hätten.

Auf der anderen Seite zeigten die Berliner jene Tugenden, die sie in der Europaliga, wo sie drei Auswärtsspiele in den letzten Minuten verloren, vermissen lassen, in der Bundesliga aber stets parat haben – zuletzt vergangene Woche bei den Baskets Bonn. Wenn es darauf ankommt, sind vor allem Henrik Rödl, Wendell Alexis und Derrick Phelps in der Bundesliga hellwach und treffsicher, was dem Titelverteidiger inzwischen die gewohnte dominierende Position eingebracht hat. Neun Siege in neun Spielen, zuletzt Erfolge gegen zwei der hartnäckigsten Verfolger, der nächste steht mit Bayer Leverkusen am 2. Dezember auf dem Programm. Selbst wenn die Sache dort schief gehen sollte, kann Mutapcic zufrieden sein. „Wir haben als Favorit bisher kein einziges Spiel verloren“, stellt der Coach nüchtern fest, „das ist eine gute Ausgangsposition für die nächste Phase.“

Diese beginnt im Dezember, nach der Nationalmannschaftspause mit zwei Länderspielen im Nations Cup gegen die Türkei und Litauen. Vor allem in der europäischen Suproleague, wo derzeit mit 2:3 Siegen Platz sechs in der Zehnergruppe A belegt wird, will Alba dann Boden gutmachen und dafür ist noch einiges zu tun.

Dass längst noch nicht alles passt im Team des Meisters, war auch am Samstag gegen Frankfurt ersichtlich. Obwohl mit Kai Nürnberger, Pascal Roller und Walter Palmer drei Leute der Startformation von Gästecoach Stefan Koch verletzt waren und ihm nur sieben Spieler zur Verfügung standen, hielt sein Team lange Zeit gut mit.

Die Pause gibt Alba Coach nicht nur Gelegenheit, „die Kondition zu verbessern“, sondern auch am Mannschaftsspiel zu feilen, zumal – im Gegensatz zu früher, als fast das ganze Team zu Länderspielen entfleuchte, diesmal mit Marko Pesic und Stipo Papic nur zwei Akteure fehlen. Indiz für die derzeitige Zusammensetzung des Kaders, in dem die Abgänge vorwiegend durch Nachwuchskräfte aus Mutapcics altem Team TuS Lichterfelde ersetzt wurden.

In dieser Situation tragen die Spieler der Startformation fast die gesamte Last, gegen Frankfurt standen Rödl, Phelps, Alexis und Pesic sogar länger auf dem Platz als die Leistungsträger der personalverknappten Skyliners. Neuzugang Drazan Tomic müsse „langsam ins System kommen“, erläuterte Mutapcic, aber auch Alexis und Phelps hätten noch Probleme. „Wir brauchen mehr Optionen“, fordert der Coach, und um diese einzuüben, kommt die Spielpause gerade recht.

Zufrieden war Mutapcic diesmal immerhin mit der Ausbeute an Rebounds, die letztlich spielentscheidend war. 37 schnappte sich Alba, nur 26 Frankfurt. Top-Rebounder des Matches war mit zehn erhaschten Abprallern Alba-Spielmacher Derrick Phelps, was seinen Trainer besonders freute. „Alle fünf, die auf dem Platz stehen, müssen rebounden“, hatte er gepredigt und vorgerechnet: „Wenn von zehn Spielern jeder einen Rebound mehr holt, sind das zehn mehr.“

Gegen Verfolger Frankfurt ist diese Rechnung aufgegangen und Emir Mutapcic war bei aller Kritik sicher: „Wir haben eine Botschaft an die anderen Bundesligaklubs geschickt.“

Das hätte Svetislav Pesic nicht bissiger sagen können, auch wenn die Botschaft nicht überall in der gewünschten Weise ankam. „Wenn wir komplett sind, haben wir eine realistische Chance gegen Alba“, war jedenfalls die Message, die Skyliners-Coach Stefan Koch aus Berlin mitnahm.