Die Gelbe Post bläst nicht allein ins Horn

Sogar in seinem Monopolbereich wird der Börsenneuling von Konkurrenten attackiert – aber er wehrt sich

BERLIN taz ■ Traritrara, die Post ist da. Und dank einer 100 Millionen Mark teuren Werbeaktion wissen Sie jetzt auch schon wo. Genau: an der Börse – mit knallgelben Plastik-Post-Bullen und einem Teil ihrer Aktien. Ob der gelbe Riese allerdings auch vor Ihrer Haustür steht, um Ihnen Briefe und Pakete zu bringen, liegt – trotz Briefmonopol – ganz bei denen, die Ihnen etwas zuschicken.

Bei Paketen überrascht das nicht sonderlich, aber auch bei normalen Briefen ist die Post nicht mehr allein: In vielen Städten bieten Konkurrenten ihre Dienste an – meist jedoch nur für Geschäftskunden mit mehr als 50 Briefen am Tag.

Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hat bisher mehr als 700 Lizenzen, die für die Beförderung von Briefen unter 1.000 Gramm nötig sind, erteilt. Mit einer so genannten D-Lizenz kann die Post sogar in ihrem Monopolbereich attackiert werden: Zwar hat sie noch bis Ende 2002 die Exklusivlizenz für Briefe bis 200 Gramm, solche Briefe dürfen aber jetzt schon Konkurrenten befördern, die eine D-Lizenz haben. Die gibt es für eine „qualitativ höherwertige Dienstleistung“ als die Post sie anbietet – nur ist im Postgesetz nicht erklärt, was das ist.

Also müsse es von den Gerichten definiert werden, sagt Post-Pressesprecher Norbert Schäfer. Und da ist die Post sehr eifrig: sie verklagt nicht nur die Regulierungsbehörde, sondern geht gerichtlich auch gegen etliche Wettbewerber vor.

Zwar sei der Anteil des Briefgeschäfts sinkend, trotzdem bleibe es auf absehbare Zeit eines der größten Geschäftsfelder der Post, meint Schäfer. Da röhrt der Platzhirsch gern etwas lauter, als es angesichts der Zahlen eigentlich nötig wäre: mit zwei Prozent sind die Konkurrenten im Jahr 2000 laut Regulierungsbehörde am Briefgeschäft beteiligt. Der Marktanteil der D-Lizenzen betrage 0,63 Prozent: 120 Millionen von 20,2 Milliarden Mark Umsatz. Mit ihren Prozessen versuche die Deutsche Post, den „Markt einzuschüchtern“, meint denn auch Wilhelm Hübner vom Deutschen Verband für Post und Telekommunikation.

Einer der Konkurrenten ist die Berliner Pin AG. Sie blieb bislang von einer Klage verschont und will „ein partnerschaftliches Verhältnis zur Post“ aufbauen, so ihr Aufsichtsratsvorsitzender Bernhard Klapproth. Schließlich befördert das Unternehmen Sendungen nur in Berlin, Potsdam und Dresden. Will einer der Großkunden einen Brief nach München schicken, wird der zwar mit den anderen abgeholt, aber dann an die Deutsche Post weitergegeben.

Und obwohl die Pin AG expandieren will, stellt Bernhard Klapproth fest: „Die Deutsche Post AG wird immer größer bleiben als wir.“ Das wird die frisch gebackenen Postaktionäre aber freuen: traritrara. THOMAS STROHM