isdn, türkei, etc.
: Auf der Reise durch Parallelwelten

„Vielen Dank für Ihren Auftrag“

Ich will einen ISDN-Anschluss. Die Deutsche Telekom schafft das nicht. Sie versorgt mich seit Monaten nur mit Gerät. Eine Box habe ich inzwischen schon doppelt, das Freischalten meiner schönen Leitung klappt dagegen nicht. Stattdessen bekam ich einen Brief: „Vielen Dank für Ihren Auftrag. Wir werden ihn am 30. 11. 2000 ausführen. Bei dem angegebenen Termin handelt es sich um ein fiktives Datum.“ – Die Deutsche Telekom bereist offensichtlich irgendwelche Parallelwelten.

Der Alkoholiker vor der Kaisers-Filiale sang: „You’ll gonna find me in the country“, und der Wunsch nach Ferien ging nicht weg. Später war der Flughafen Schönefeld voll von Neuköllnern, die auch in die Türkei flogen. Sie sagten, sie seien vor zwei Wochen schon mal da gewesen und wollten jetzt „Nachschlag holen“.

Antalya ist groß. Erst am dritten Tag nach unserer Ankunft fanden wir das Stadtzentrum mit Hilfe eines jungen Türkens, der in Nürnberg ein Tätowierstudio betreibt. Auf den Straßen rufen die Leute „Hallo Deutschland! Beefsteak, Lammkotelett“. Die Restaurants tragen Namen wie „Doping-Büffet“, und Zimmer bekommt man im „Hotel Grandfather“ oder in der „Pansyon Hessen“.

Auch sonst erinnert vieles an Deutschland. In den Vorgärten der Hochhaussiedlungen wachsen Gummibäume. Unsere Vermieterin hat zwanzig Jahre in einem Tachometerwerk in Frankfurt gearbeitet. Vor ihrer der Tür steht jetzt ein orangefarbener Opel aus den 70ern. Erst als mein Mitreisender träumte, er sei im taz-Archiv als Wasserträger angestellt, verließen wir Antalya.

Viele türkische Küstenorte meint man schon zu kennen, weil Imbisse in Berlin genauso heißen. Wir fuhren nach Aspendos. In einer Stadt im Landesinneren jedoch wollte der Chef des Hotels am Busbahnhof Unverheirateten kein Zimmer geben. Er musste erst von vielen Kumpels und einem schwer bewaffneten Polizisten überredet werden.

Sechs andere Polizisten nahmen uns indes kurz darauf als Unverheiratete auf der Straße fest. Das Immer-Ärger-mit-diesen-Touristen-Gesicht des Hotelchefs, als wir mit Polizeikonvoi in seiner Lobby eintrafen, kann man sich vorstellen. Danach durften wir in Aspendos alles, nur das Hotelzimmer nicht verlassen. Lesen wurde durch Stromausfälle erschwert.

Die Abreise klappte allerdings. Glücklich stiegen wir in den Bus zurück nach Antalya. Angenehm ist, dass in türkischen Bussen ein Stewart Kuchen und Kaffee serviert. Mein Begleiter redet seither euphorisch von „Freiheit, die ich meine“. KIRSTEN KÜPPERS