Knast-Alltag
: Zoff im Knast

■ Verhandlung nach Messerstecherei

War es ein Kartoffelschälmesser oder ein Schraubenzieher? Hatte Oliver Ö. dem Angeklagten Miftah K. zuerst eine Kopfnuss verpasst, oder hatte K. den Kläger zuerst abgestochen? Die offenen Fragen konnte das Bremer Amtsgericht gestern immer noch nicht abschließend klären. Sie warfen aber einen Fokus auf seltsame Vorkommnisse in der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen.

Tatort war der Gefängnishof. Tatzeit der tägliche Freigang. Dort sollen sich in ungeklärter Reihenfolge Ö. und K. angegriffen haben. Das Ergebnis der Stecherei: Ein schwerverletzter Ö., der mit einem messerähnlichen Gegenstand nur knapp neben dem Herzen getroffen wurde und immer noch unter den Folgen leiden soll. Außerdem klagte Ö. über Wunden am Arm und in der Leistengegend. K. dagegen behauptet, ein gebrochenes Jochbein und eine gebrochene Nase abbekommen zu haben. Ob K. diese Brüche allerdings schon zu einem anderen Zeitpunkt zugefügt wurden, konnte nicht geklärt werden.

Unerwartet klar wurden dem Gericht allerdings die Haftbedingungen in der JVA Oslebshausen: K. bekam eine völlig unmöblierte Zelle zugewiesen. Dort ließe sich das Fenster nicht bedienen, so dass Tauben immer wieder in die Zelle eingedrungen sind. So eine Zelle sei für eine längere Unterbringung überhaupt nicht geeignet, monierte der Rechtsanwalt von Miftah K. Dessen Aufenthalt in dieser Zelle seit etwa sechs Monaten grenze an eine Verletzung der Menschenwürde.

Die Verhandlung wird am kommenden Dienstag weitergeführt. Kirstin Gerhold