Frauenförderung nur noch in der Uni

Jahrelang stand das praxisorientierte Förderprogramm Frauenforschung der Frauensenatsverwaltung heftig unter Beschuss. Hauptkritikpunkt: Die Themenausrichtung. Damit ist es jetzt vorbei. Gefördert werden zukünftig nur universitäre Laufbahnen

von CORINNA BUDRAS

Nach jahrelangem Gezerre steht das Förderprogramm Frauenforschung des Senates jetzt kurz vor seiner Abwicklung. Gestern beschlossen Frauensenatorin Gabriele Schöttler (SPD) und Wissenschaftssenator Christoph Stölzl (parteilos) das bundesweit einmalige Programm in das Hochschulprogramm „Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre“ zu integrieren. Damit werden statt praxisorientierter, feministischer Forschungsprojekte, die hauptsächlich Frauen auf dem freien Arbeitsmarkt unterstützen sollten, zukünftig nur noch Karrieren an der Uni gefördert.

Die weitreichenden Veränderung setzen nun einen Schlusspunkt unter die jahrelange Debatte über das Programm. Anlass für den Steit war 1996 die inzwischen legendär gewordene Forschungsarbeit einer Frau über die „Möglichkeit des Arbeitseinsatzes von Eseln in kleinbäuerlichen Betrieben unter besonderer Berücksichtigung der Arbeitsgebiete der Frauen am Beispiel zweier Regionen in Marokko“. Stimmen in CDU und FDP hatten seitdem den Sinn der Förderung von feministischen Themen angezweifelt. Auch der Landesrechnungshof hatte zur Abschaffung geraten – ohne Rücksicht auf den eigentlichen Sinn des Programms.

So wurde es vor zwölf Jahren hauptsächlich zu arbeitsmarktpolitischen Zwecken aus der Taufe gehoben: Die geförderten Wissenschaftlerinnen waren zum größten Teil arbeitslos. Durch ihre Forschungsprojekte erwarben sie zusätzliche Qualifikationen und erhöhten damit ihre Berufschancen. Eine Erhebung darüber gibt es jedoch nicht.

In diesem Jahr konnte die zuständige Kommission, hauptsächlich Frauen aus Wissenschaft und Forschung, bei der Vergabe der Stipendien noch mit drei Millionen Mark haushalten. Förderungswürdig waren Untersuchungen über Existenzgründerinnen in den neuen Bundesländern bis hin zur Mitgift venezianischer Frauen im 14. Jahrhundert – die Themen mussten lediglich einen feministischen Bezug haben.

Nach der geplanten Umstrukturierung wird das nun alles anders: Von den drei Millionen Mark bleiben nur noch zwei Millionen übrig, die ab dem nächsten Jahr in das Hochschulsonderprogramm eingebracht werden. Davon gehen eine Million Mark ab, mit der in Zukunft Forschungsprojekte von Naturwissenschaftlerinnen unterstützt werden. Damit bleiben nur noch eine Million Mark zur expliziten Förderung der feministischen Forschung. Diese kommt jedoch nur noch Frauen zu Gute, die eine wissenschaftliche Karriere an der Uni anstreben.

Die frauenpolitische Sprecherin der Grünen, Sibyll Klotz, hält die künftigen Veränderungen angesichts der jahrelangen Fundamentalkritik trotzdem für die klügste Lösung. „Das Progamm konnte in der bisherigen Form einfach nicht mehr aufrechterhalten werden“, so Klotz.

Zudem kommt die Umstrukturierung immerhin den Frauen an den Hochschulen zu Gute: Die zwei Millionen Mark des Förderprogramms Frauenforschung sichert das Überleben des „Hochschulsonderprogramms über die Chancengleichheit der Frauen in der Forschung“. Das wird gemeinsam von Bund und Land Berlin mit insgesamt sechs Millionen Mark finanziert. Der Bund stellt drei Millionen Mark für die Finanzierung dieses Programms jedoch nur dann bereit, wenn auch die Wissenschaftsverwaltung ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommt.

Angesichts der knappen Haushaltslage war der Deal mit der Frauenverwaltung, zu Gunsten dieses Programms auf die zwei Millionen Mark zu verzichten, die einzige Möglichkeit, das Hochschulsonderprogramm zu retten. Eine Million Mark stellen die Unis selbst zur Verfügung. Wie es im nächsten Haushaltsjahr aussieht, ist allerdings völlig unklar.