„Wir wollen unsere Hofoper in der Hauptstadt“

Seit der Bund 3,5 Millionen Mark für Barenboim versprochen hat, werden in Berlin Freundlichkeiten ausgetauscht. Die taz leistet Übersetzungshilfe

„Der Bundeskanzler und auch ich wollen nicht, dass die sachliche Diskussion um Stölzls Reformpläne von Existenzängsten betroffener Musiker begleitet wird.“ Michael Naumann(SPD)

Staatsminister für Kultur

Übersetzung: Unglaublich! Kaum residieren wir in Berlin, will dieser Stölzl unsere Hofoper abschaffen. Außerdem schadet es unserem Ansehen im Ausland, wenn Stölzl den Weltstar Barenboim durch den deutschtümelnden Dirigenten Christian Thielemann ersetzt. Diesen provinziellen Berlinern werde ich’s zeigen.

„Das ist eine Schnapsidee, mit der Sie Ihre Reputation gefährden.“ Norbert Lammert (CDU)

Bundestagsabgeordneter

Übersetzung: Das hat der Naumann verdammt gut hingekriegt. Meine Parteichefin Angela Merkel will ja auch, dass Barenboim bleibt. Aber Opposition ist Opposition.“

„Der Bund kann durch einen noch so freundlich gemeinten, einseitigen Akt nicht die Entscheidung des Landes vorwegnehmen, welche Tarife an seinen Einrichtungen gelten sollen.“

Christoph Stölzl (parteilos)

Kultursenator

Übersetzung: Darf der das denn? Wenn ich Barenboim nicht loswerde, muss ich mit meiner schönen Opernreform wieder von vorn anfangen. Jetzt lege ich mich auf gar nichts mehr fest. Denn egal, was passiert, eines steht fest: Ich bleibe Kultursenator.

„Es reicht nicht aus, sich in der Kultur auszukennen. Man muss auch durchsetzungsfähig sein.“

Klaus Wowereit (SPD)

Fraktionsvorsitzender

im Abgeordnetenhaus

Übersetzung: Die Kulturpolitik ist die Schwachstelle der Berliner CDU. In dieser Wunde sollte man bohren. Da darf man ruhig einmal sagen, was Sache ist.

„Es ist das schönste Geburtstagsgeschenk, das Daniel Barenboim sich denken kann.“

Georg Quander

Intendant der Staatsoper

Übersetzung: Es ist das schönste Geschenk, das ich mir denken kann: Wenn Barenboim bleibt, dann bleibe auch ich.

„Ich protestiere auf das Schärfste gegen die geplante Ungleichbehandlung der beiden großen Opernorchester Berlins.“

Christian Thielemann

Chefdirigent Deutsche Oper

Übersetzung: Gegen Ungleichbehandlung habe ich ja gar nichts. Es war schon in Ordnung, dass Stölzl mir die Konkurrenz aus dem Weg räumen wollte. Warum kann sich dieser Senator eigentlich nicht durchsetzen?

ÜBERSETZUNG:
RALPH BOLLMANN