Schleichender Wahnsinn trotz BSE-Schnelltests

Agrarminister der EU beschließen flächendeckende BSE-Schnelltests ab kommendem Jahr.Absolute Sicherheit gibt es aber nicht. Bei Jungtieren ist der Nachweis von BSE noch nicht möglich

BERLIN/BRÜSSEL taz/ap ■ Alle Rinder mit einem Schlachtalter über 30 Monaten sollen ab Juli kommenden Jahres in der Europäischen Union getestet werden. Das beschlossen die EU-Agrarminister gestern bei einer Nachtsitzung in Brüssel. Schon ab 1. Januar sollen ältere Tiere, die verenden oder auffällige Symptome aufweisen, auf die BSE-erregenden Prionen-Eiweiße getestet werden. Die Agrarminister entschieden sich gegen ein generelles Verbot zur Verfütterung von Tiermehl, wie es Frankreich in der vergangenen Woche verhängt hat. In Deutschland darf Tiermehl – im Gegensatz zum Rinderwahnland Großbritannien – von jeher nicht an Wiederkäuer verfüttert werden.

Hier zu Lande werden jährlich etwa 66.000 Rinder notgeschlachtet oder verenden. Die Kontrolle aller über 30 Monate alten Rinder, die für die Nahrungskette bestimmt sind, würde eine Ausweitung auf eine Million Tests pro Jahr bedeuten, so gestern das Bundeslandwirtschaftsministerium. EU-weit könnten bis zu acht Millionen Tests pro Jahr fällig werden. Ein Test kostet derzeit zwischen 50 und 150 Mark pro Tier.

Die Minister einigten sich auf das Alter 30 Monate, weil die BSE-Erreger erst etwa ein halbes Jahr vor dem offenen Ausbruch der gehirnzersetzenden Krankheit feststellbar sind. In den meisten Fällen bricht die Krankheit ab einem Alter von fünf Jahren bei den Rindern aus. Etwa 60 Prozent aller Rinder werden jedoch vor dem dritten Lebensjahr geschlachtet, so gestern das Bundesamt für Fleischforschung. Für diese Tiere gibt es derzeit keine Tests. REM

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