Ist doch kein Friedhof

In St. Pauli streiten sich Anwohner des Doms mit der Wirtschaftsbehörde und den Schaustellern um abendliche Lämbelästigung  ■ Von Thomas Pauly

Morgen abend um halb elf geht es wieder los: Das freitägliche Dom-Feuerwerk. Wenn Lars Norden* und seine Nachbarn dann zu Hause sind, bekommen sie es auf jeden Fall mit. Dabei wohnen sie nicht einmal direkt am Heiligengeistfeld, sondern in der Seiler-straße auf dem Kiez. „Die knallen durch den ganzen Stadtteil“, beschwert sich Norden. Vor 23 Uhr könne er nicht schlafen gehen.

Die wöchentlichen Feuerwerke sind nicht die einzigen Lärmursachen im Dom-Bereich. Auch die Fahrgeschäfte und Musikanlagen tragen zur Geräuschkulisse bei. „Wenn der Airwolf durchdreht, kann man nur hoffen, dass es 23 Uhr wird, da hat man wunderschöne Abende“, versichert Norden ironisch.

Seit drei Jahren beschwert er sich beim zuständigen Referat für Volksfeste in der Wirtschaftsbehörde. Die gibt sich gesetzestreu und beruft sich auf Grenzwerte: Laut Bundeslärmschutzgesetz sind 65 Dezibel ÄdB(A)Ü in Wohngebieten erlaubt. Bei regelmäßigen Überprüfungen auf dem Heiligengeistfeld wird darauf geachtet, dass 85 Dezibel nicht überschritten werden. „Dann gehe ich davon aus, dass in den Wohngebieten nicht mehr als 65 Dezibel ankommt“, sagt Manfred Trümper, Leiter des Dom-Referats. „In meiner Wohnung nehme ich das anders wahr“, hält Norden entgegen.

Er glaubt, dass einzelne Schausteller die 85 Dezibel-Grenze überschreiten. Diese messen jedoch auch selber nach und bestreiten überhöhte Werte. „Normalerweise“ sei dies nicht so, versichert der Airwolf-Besitzer Max Eberhard, Präsident des Schaustellerverbandes Hamburg von 1884 e. V. Außerdem beruft er sich auf die Volksfest-Tradition auf dem Heiligengeistfeld. „Schließlich weiß man, dass das kein Friedhof ist“, sagt er.

Die Geräuschemissionen des Doms sind jedenfalls nicht zu unterschätzen. „Sowohl beim Feuerwerk als auch bei den dortigen Musikanlagen können Emissionen von 140 Dezibel gemessen werden. Dies entspricht der Lautstärke eines Flugzeugtriebwerkes“, versichert Hans-Heinrich Wendland von der Lärmschutzstelle in der Hamburger Umweltbehörde. „Es ist natürlich wichtig, wo man sich befindet, da der dB(A)-Wert sich mit der Verdoppelung der Entfernung um das sechsfache verringert“, erläutert Wendland.

Immerhin: „So ganz alleine steht man nicht“, sagt Norden. Seine Nachbarn in der Seilerstrasse beschweren sich ebenfalls. Manfred Trümper vom Dom-Referat hat sich die Klagen noch einmal angehört und verspricht nun eine Lösung für das Problem zu suchen. Schließlich habe er sich mit Dom-Anwohnern in der Feldstrasse auch einigen können.

*Name geändert