Mit lasziven Barbie-Puppen in den Advent

Ein Schöneberger Gärtner entwirft ausgefallene Vorweihnachtskränze: mit Barbies, Muscheln und der Biene Maja. Der Renner aber heißt „Soft Snow“

Vier Barbies im roten Pannesamtgewand mit kleinen Weihnachtskugeln im Haar liegen rücklings auf dem riesigen Adventskranz. Dazwischen kuscheln sich dicke Stumpenkerzen in den edlen Samtstoff: „Der schönste Barbie-Kranz, den wir je hatten“, sagt Raimund Hockmann. Der Schöneberger Gärtner zeigt in seinem Szene-Blumenladen ein ziemlich ausgefallenes Angebot für den modernen Weihnachtsfan. 500 Kränze mit Teddys, Biene Maja, Glasscherben oder Muscheln hat Hockmann im Repertoire. Für den Fachverband Deutscher Floristen ist das eher eine Randerscheinung. Der Trend Nummer eins in deutschen Blumenläden heißt diesen Winter nämlich „Soft Snow“.

„Natürlich werden 60 Prozent aller Advents- und Weihnachtsgestecke weiterhin in den Farben Rot und Grün gefertigt“, sagt Günter Dahlmann vom Fachverband. „Klassik ist einfach immer noch am gefragtesten, vor allem, wenn in den Haushalten Kinder sind.“ Zwar setzten sich auch Pastellfarben und warme Farbtöne immer mehr durch. Aber traditionell – „mit Engeln und Schleifen“ – hätten die meisten Menschen es doch am liebsten.

Dem wird von den Floristen ihr saisonaler Trend „Soft Snow“ an die Seite gestellt. Die „Klarheit gefrorenen Wassers“ oder eine „verträumte Schneelandschaft“ sollen Kunden damit assoziieren, meint der Fachverband. Flechtenzweige und Wurzelteile, die wie gefrostet aussehen, sorgten für eine kühle Wirkung. Zu den typischen verwendeten Materialien gehörten milchiges Eisblumenglas und unregelmäßige Glasuren – dazu werden vor allem weiße und graue Farbtöne bei den Blüten kombiniert, unter anderem Schneebeeren, Astern oder auch Amaryllis.

Auch im klassischen Bereich warten die Blumenfachleute mit einigen Neuerungen auf: Immer häufiger werden für Kränze Nadel- und Blattzweige wie Tanne, Thuja, Buchs und Ilex im Mix verwendet, dazu kommen Schneckenhäuser, Tannenzapfen, Fruchtstände oder Nüsse.

Nur ein sehr kleiner Teil der bundesweit 6,5 Milliarden Mark, die die Deutschen jährlich in 16.000 Fachgeschäften für Blumen ausgeben, wird vermutlich auf das exotische Angebot von Raimund Hockmann entfallen. „Die Käufer kommen aus allen Gesellschaftsschichten und Altersklassen“, sagt der Schöneberger Gärtner. Die Idee zu den skurrilen Kränzen entstand, als Hockmann einen witzigen Kranz für einen Freund basteln wollte. Mittlerweile verkauft er seine Kreationen im sechsten Jahr. An diesem Wochenende findet die schon traditionelle Ausstellung der Stücke zum Preis von 9,50 bis 600 Mark in den Räumen des Sportstudios „Außer Atem“ in der Grunewaldstraße 93 statt.

Da tummelt sich die Biene Maja zwischen grasgrünen Federn viermal auf einem grünen Kranz, Teddys mit Nikolausmützen spielen hinter Kerzen Verstecken, und Bierflaschenscherben sorgen für warmes, bräunliches Kerzenlicht. Für ein Restaurant wurde ein Kranz aus Nudeln gemacht, die Kaffeerösterei bevorzugt kleine Kaffeebohnen.

Zu den schrägsten Höhepunkten der Schau gehört ein Sadomasokranz mit einer zwischen langen Holznägeln und Glasscherben gefangenen Barbie auf Schlangenlederimitat. So was findet nur ganz spezielle Kundschaft ansprechend. Hockmann: „Etwas Ähnliches habe ich schon für einen Laden für Sexspielzeug gemacht.“ KATJA BAUER/DPA