Tragische Mixtur aus Methan und Sauerstoff

■ Gasexplosion: Hunde entdecken elftes und vermutlich letztes Opfer / Tote identifiziert

Kaltes künstliches Licht lag gestern Abend auf dem Trümmerberg, der das Wohnheim der Heilsarmee war. Obenauf, von Dampfschwaden umhüllt, ein Bagger mit heiß gelaufenem Motor. Fast alle Einsatzfahrzeuge sind mittlerweile vom Unglücksort verschwunden, nur ein THW-Generator bubbert leise. Mit Tüten und Taschen bepackt, verlassen zwei Anwohner den gesperrten Geschwornenweg. Auf dem Buntentorsteinweg dagegen herrscht wieder Alltagsverkehr – zumindest auf einer Spur.

Am gestrigen Nachmittag hatten die Suchmannschaften das vermutlich letzte der insgesamt elf Todesopfer der Gasexplosion geborgen. Nach Auskunft der Feuerwehr hatten „Leichenhunde“ einen 90 Jahre alten Mann in den Trümmern gefunden. Damit gibt es offiziell keine Vermissten mehr. Der von der Explosion schwer beschädigte und übriggebliebene Teil des Hauses ist bereits abgerissen worden.

Man suche vorsichtshalber trotzdem weiter, so der Leitende Branddirektor, Karl-Heinz Knorr. Aller Voraussicht nach werde man am heutigen Freitag den Feuerwehreinsatz beenden. Alle Opfer konnten inzwischen identifiziert werden: Es sind sechs Frauen und fünf Männer im Alter von 38 bis 90 Jahren. Zwei gehörten zum Pflege- und Hilfspersonal des Seniorenwohnhauses. Laut Polizei werden einige der Toten obduziert.

Die Ursache der Detonation, durch die sie ihr Leben verloren, ist offensichtlich inzwischen geklärt: Wie bereits vermutet worden war, soll ein Bagger die Gasleitung des Hauses bei Kanalarbeiten beschädigt haben. Dadurch sei der Druck in der Leitung derart gestiegen, dass das Gas in den Keller strömte, hieß es. Dort habe vermutlich ein Funken die Explosion ausgelöst. Polizei, Feuerwehr und Staatsanwaltschaft wollten gestern diese Erklärung, die von „Einsatzkräften“ stammt, allerdings noch nichtbestätigen. Die Öffentlichkeit soll am Montag über die Unglücksursache informiert werden.

Die Wahrscheinlichkeit sei aber hoch, dass Erdarbeiten das Gas-Unglück auslösten, sagte Branddirektor Knorr gegenüber der taz. Es sei unmittelbar im Bereich des Rohrleitungssystems gebaggert worden. Die verantwortliche Baufirma verweigert nach wie vor jegliche Auskünfte. Der Bremer Chemie-Professor Wolfram Thiemann erkennt in dem Unglück indes eine Verkettung unglücklicher Umstände: Es sei tragisch gewesen, dass „zum optimalen Mischungsverhältnis von Sauerstoff und Methangas ein Funken gezündet wurde“. Eine halbe Stunde später wäre nichts passiert.

hase/dpa