Boxer gegen Männergewalt

Eine breit angelegte Kampagne will Gewalt von Männer ächten. Dafür wollen die InitiatorInnen auch dorthin gehen, wo man Männer gewöhnlich trifft: in Kneipen

Eine Kampagne gegen Männergewalt wurde gestern in Berlin gestartet. Das Besondere daran: Nicht nur die üblichen Verdächtigen – Frauenprojekte, Frauensenatorin und Frauenbeauftragte – beteiligen sich daran, sondern erstmals in größerem Umfang auch Männer.

„Wir sehen das nicht länger als Frauenangelegenheit“, sagt Mitinitatorin Wiltrud Schenk vom Gesundheitsamt Charlottenburg. So arbeiten in der Initiativgruppe zum Beispiel Männer von Antigewaltprojekten, die sich um Täter kümmern. Auch der Boxer Oktay Urkal, der als „Mohammed Ali von Kreuzberg“ bei den Olympischen Spielen 1996 die Silbermedaille gewann, ist dabei. Weil Männer explizit beteiligt sind, heißt die auf zwei bis drei Jahre angelegte Kampagne „Gemeinsam gegen Männergewalt“.

Durch Diskussionen in allen gesellschaftlichen Bereichen – Schulen, Klubs und Behörden – soll das Bewusstsein von Männern verändert und sollen Frauen zur Gegenwehr ermutigt werden. Die Gruppe will dabei als Multiplikator wirken. „Wir wollen in Kneipen gehen und dort Gespräche anzetteln“, sagt Schenk. Auch ist ein „Störmal“ von KünstlerInnen geplant, „das stört, weil es an Gewalt erinnert“. Plakate sollen die Kampagne unterstützen. Doch es mangelt bisher an Geld; die rund 20 InitiatorInnen haben nur wenige Sponsoren gefunden.

Die Gewalt gegen Frauen hat indes nach Angaben von Frauensenatorin Gabriele Schöttler (SPD) nicht abgenommen. So suchen jährlich in Berlin 2.000 Frauen Schutz in Frauenhäusern, 1.000 Frauen werden Opfer sexueller Gewalt, 600 Mädchen werden sexuell missbraucht. Dabei handelt es sich nur um die angezeigten Taten. Jede dritte Frau, so Schöttler, erleidet in einer Ehe oder Partnerschaft Männergewalt. JULIA NAUMANN

Heute um 20 Uhr wird die Kampagne gegen Männergewalt offiziell vonder Schöneberger Bürgermeisterin Elisabeth Ziemer im Rathaus Schöneberg eröffnet. Eine öffentliche Fachtagung widmet sich morgen von 9.30bis 17 Uhr im Abgeordnetenhaus dem Thema. Dort spricht u. a. die Soziologin Anita Heiliger: „Männlichkeitsbild verändern – männerbündische Solidarität beenden!“ Weitere Infos können perE-Mail unter Kampagne.GGG@web.de angefordert werden.