die stimme der kritik
: betr.: Einsteins Erben

Doof wie Stulle

Obacht, lieber Leser, jetzt kommt’s bockelhart: Wie viel ist 8.000 minus 3.769? Nehme er bitte Papier und Bleistift zur Hand, weil im Kopf schafft er’s sowieso nicht, hat gar keinen Sinn. Jetzt ist es nämlich raus: Der Deutsche kann nicht nur nicht gut fußballern, Rap tanzen, oder sich auf sechsspurigen Autobahnen wie ein zivilisierter Mitteleuropäer aufführen. Er kann auch nicht rechnen. Er rangiert mathematisch-naturwissenschaftlich fast „ganz unten“ (G. Wallraff). Obige Substraktion etwa bewältigt der heimische Eleve am Ende der achten Klasse nur mit 89-prozentiger Wahrscheinlichkeit. Halt, das war jetzt wieder total kompliziert. Sagen wir’s so: Von 100 Schülern schaffen 11 diese Aufgabe selbst dann nicht, wenn sie Papier und Tinte benutzen. Im Oberstübchen: allein zu Haus!

Noch ein Beweis: Wenn man bei Aldi eine Weißblechdose Bohnen für 75 statt wie vormals für 60 Pfennig erwirbt – um wie viel Prozent ist der Preis dann gestiegen? Ratter, ratter, die Schrauben quietschen, der Stirnlappen raucht, und – bei den meisten kommt nix raus. Nur einer von drei Achtklässlern kennt die Lösung (25 Prozent).

Neulich, bei einer Hochzeitsfeier im Schwarzwald, saß ein Ingenieur neben dem Autor dieser Zeilen, dessen Großvater war der leibliche Nebensitzer von Einstein. Und heute? Schwer im Internet rummachen, aber nicht vierstellig substrahieren können. Immerhin: Das kulturelle Leitbollwerk FAZ druckt die Besorgnis erregende Meldung „Deutsche Schüler im unteren Mittelfeld“ auf Seite 1. Kernsatz: „In Mathematik sind unsere Schüler kaum in der Lage, selbständig und anwendungsorientiert zu denken.“ Und in Physik sieht’s nicht besser aus. Ergo: Die Green Card für Inder wird nicht reichen. Wir brauchen vor allem Koreaner und Ungarn. Knifflige Hausaufgabe: Wenn vier Koreaner doppelt so gut rechnen können wie zehn Deutsche, um wie viel Prozent sind wir dann dümmer? MANFRED KRIENER