Rinderwahnsinn vor der Haustür

Das erstes deutsche Rind mit BSE lebte in Schleswig-Holstein. Zuchtbetrieb geschlossen. Schnelle Tests auch in Hamburg gefordert  ■ Von Gernot Knödler

Deutschlands offiziell erstes BSE-Rind stammt aus Schleswig-Holstein. Wie die Landesregierung gestern bestätigte, wurde die rot-bunte Kuh 1996 im Kreis Rendsburg-Eckernförde geboren und vergangenen Mittwoch in Itzehoe geschlachtet. Ein Hamburger Privatlabor unterzog das Fleisch einem Schnelltest und schlug Alarm: BSE-Verdacht! Der Betrieb, auf dem das Tier sein Leben verbrachte, wurde geschlossen, der Schlachthof in Itzehoe ebenfalls. Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) sprach von einem „harten Schlag für die schleswig-holsteinische Landwirtschaft“. Solange der Verdacht jedoch nicht bestätigt sei, könne nicht generell vor einem Verzehr von Rindfleisch gewarnt werden.

Das positiv getestete Tier hatte sein ganzes Leben auf demselben Hof verbracht. Sein Fleisch soll noch nicht im Handel sein. Das Landwirtschaftsministerium in Kiel hat angeordnet, alle 153 Schlachttiere vom 22. November sicher zu stellen, einschließlich der beim Schlachten abgefallenen Nebenprodukte.

Die MinisterInnen für Landwirtschaft und Umwelt, Ingrid Franzen (SPD) und Klaus Müller (Grüne), kündigten Konsequenzen an. Die Fütterung des Tieres werde lückenlos nachvollzogen. Alle Tiere, die das gleiche Futter erhalten haben, würden getötet. Außerdem soll ein vollständiges Verbot der Verfütterung von Tiermehl durchgesetzt werden, wenn nötig im nationalen Alleingang. Sollte sich der BSE-Befund bestätigen, würden alle Rinder des Herkunftsbestandes getötet.

Hamburgs Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD) forderte, alle Tiere einem Schnelltest zu unterziehen, die älter als 30 Monate sind, so dass die Krankheit festgestellt werden kann. Bis dato hatte sich der Stadtstaat nur in die epidemologische Untersuchung verendeter Rinder in einer niedersächsischen Tierkörperbeseitigungsanstalt eingeklinkt. Während das Fleisch dieser Tiere ohnehin nie auf den Tisch kommen sollte, ist der jetzt geforderte Schnelltest für die Rinder gedacht, die in den Schlachtereien landen sollen.

Nur der allerkleinste Teil des Fleisches, das in Hamburg verkauft wird, stammt allerdings von Hamburger Höfen, so dass die Hansestadt darauf angewiesen ist, dass ihre Nachbarländer handeln. Für die vielen Schnelltests fehlen dort zurzeit noch die Kapazitäten. Nach Müllers Angaben wird es drei bis vier Wochen dauern, bis das Untersuchungsamt in Neumünster alle geschlachteten Tiere, die älter als 30 Monate sind, testen kann.

Die Landesregierung hat fürs Wochenende zwischen acht und 22 Uhr eine Hotline unter 0431/ 160 58 70 eingerichtet.

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