Schulpolitik ■ ohne pädagogische Begründung

Man kann ja der Ansicht sein, dass produktive Unruhe in der bremischen Schullandschaft allemal besser ist als der Status Quo. Wenn die Unruhe sich als produktiv entpuppt, dann war das aber eher nicht beabsichtigt.

Als die Koalitionsverhandlungen liefen, wurde der Leiter des Kippenberg-Gymnasiums eines Morgens am Telefon gefragt, ob er nicht bei „Abi nach zwölf Jahren“ mitspielen wollte. Das Alte Gymnasium hatte sich beworben, die SPD wollte das aber nicht. Kippenberg war also der Koalitions-Kompromiss. Ein Jahr später darf das Alte Gymnasium doch, und das Kippenberg-Gymnasiumsoll das gerade begonnene Modell wieder umkrempeln.

Die Leiter der Sek-I-Schulzentren in Bremen-Nord haben aus der Zeitung erfahren, dass das Schulzentrum Alwin-Lonke-Straße sich die guten SchülerInnen aus den zehnten Klassen herauspicken wollte (oder sollte) für ein Hochbegabten-Springer-Modell. Und waren entsprechend sauer.

Der größte anzunehmende Unsinn wird jedoch derzeit für die Orientierungsstufe geplant: Da sollen sich die Schulkinder am Anfang der fünften Jahrgangsstufe in einer neuen Klasse einfinden, die dann nach sechs Monaten wieder nach Leistungsgruppen aufgeteilt werden soll. Die OS-Lehrer erfahren das aus der Zeitung.

Eine fachliche pädagogische Begründung gibt es dafür nicht. Die Schulpolitik ist unter die Räder der Koalitionstaktiererei gekommen.

Klaus Wolschner