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tatort und ich IMuffelige Männer

Sonntagsabends, 20.15 Uhr. Bilder von muffeligen Männern in Popelinmänteln, meist ohne Ehefrauen, aber gerne mit Hut. Auf regennasser Straße sind sie dem Bösen aus deutschen Wohnküchen, Beamtenstuben, Rotlichtvierteln oder aus dem Giftschrank karrierekranker Wissenschaftler auf der Spur.

Die Welt ist klein im „Tatort“, Deutschland ein Schrebergarten, in dem Biedersinn oder Habgier kriminelle Blüten treiben. Und wenn mal ein Kommissar in Manila eine Spur abschnüffeln darf, macht dass nur noch deutlicher, dass das wahre Leben in Bochum, Saarbrücken oder Lurup wartet.

Interessant wird es immer dann, wenn Drehbuch und Regie genau das Provinzielle zu nutzen wissen. Schließlich ist es eine hartnäckige Angelegenheit. Hartnäckig wie der Schnupfen des Kommissars Leitmayr, der mit Kollegen Batic in „Aida“ (1996) die große Welt hoch subventionierter Luxusgeschöpfe betritt. Jedes geräuschvolle Schneuzen ein Vergehen des Kleingeistes im Kosmos des Zutiefstempfundenen.

Die Oper malt Regisseur Klaus Emmerich klischeetreu als eine Anstalt Geltungssüchtiger, die sich bei mangelndem Talent zur Not mit Marotten interessant machen. Der Dirigent wird niedergestreckt. Kurz darauf der Startenor mit der Katzenallergie. Alle sind verdächtig. Jeder kann der Nächste sein. Doch dem Film ist das Whodunit bald egal, solange die Kommissare sich amüsant im Genäsel der Hochkultur üben können. Und solange die Kamera zwischen Kulissen und Bühnenhimmel hin- und herhüpft, bis sie alles abgegrabscht hat.

Die Provinz schlägt sich bis zum Kronleuchter durch, und das kann sogar lustig sein.

BIRGIT GLOMBITZA

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