Bremen baut „Bio-Techno-Zentrum“

■ Es geht um „funktionelle Lebensmittel aus dem Meer“ / Donnerstag sollen Parlamentarier 21 Millionen Mark bewilligen

Die Idee ist einige Jahre alt, am Donnerstag sollen die erforderlichen Millionen bewilligt werden: Bremerhaven bekommt ein schi-ckes „Bio-Technologie-Zentrum“. Die 16,7 Millionen Mark für den Bau und etwa 4,3 Millionen Mark für einen kleinen Maschinenpark werden aus der Bremer Staatskasse finanziert (mit der Hoffnung, später in einen EU-Fördertopf greifen zu können). Der laufende Betrieb des Biotech-Zentrums soll sich dann weitgehend aus den Mieten selbst finanzieren.

Wie in anderen Gründerzentren auch soll es in dem Biotechologie-Zentrum einen gemeinsamen Sekretariats-Bereich geben, ein „Technikum“ mit staatlich finanzierten Apparaturen und zehn komplett ausgerüstete Labore. Junge Firmen können sich zu 18 Mark den Quadratmeter ein fertiges Labor oder für 15 Mark ein Büro anmieten. Konferenz-Räume, Cafeteria, sanitäre Anlagen sind vorhanden. Erster Mieter im Biotechnologie-Zentrum, der gleich zwei Labore und drei Büro-Einheiten abnimmt, ist das „Bremerhavener Institut für Lebensmitteltechnologie und Bioverfahrenstechnik“ (BILB) mit derzeit 14 angestellten Mitarbeitern. Das BILB ist auch eine Art Vorzeige-Projekt, das die Idee des Gründerzentrums illustrieren kann: Moderne Biotechnik soll die klassische Bremerhavener Lebensmittelindustrie veredeln. Fischabfälle zum Beispiel nehmen zu, weil der anspruchsvolle Konsument nur das Filet haben will, und sind für den BILB-Biochemiker Gerd Klöck „ungenutzte Rohstoffe“.

Miteinziehen ins neue Bio-Technologie-Zentrum soll auch das Technologie-Transferzentrum (TTZ) der Hochschule Bremerhaven. Unter privaten Firmen in Bremerhaven ist eine Umfrage gemacht worden, die Resonanz war sehr positiv. Sehr schnell gehen muss es mit der Beschlussfassung über das BILB aber aus einen anderen Grund: Bremen hat sich beim Bundesforschungsminister in einem Konsortium von Wissenschaftlern und 30 Firmen bei einem 33 Millionen Mark schweren Wettbewerb „Bioprofile“ beworben. Damit Bremen wirklich den Zuschlag erhält, sei ein „deutliches Signal“ aus der Politik hilfreich, dass das Land die Biotechnologie besonders fördert, hat das Bremer Wirtschaftsressort den Parlamentariern erklärt, die das Geld am Donnerstag bewilligen sollen. Das BILB hat bei dem Antrag die Federführung, „Funktionelle Lebensmittel aus dem Meer“ ist die Leitidee.

Mit Gentechnologie hat das nichts zu tun, versichert BILB-Wissenschaftler Klöck: „Da bietet die Biotechnologie viel interessantere Möglichkeiten.“ Solche Sätze hört der Wirtschaftssenator nicht so gern. Er wirft die „Blaue Biotechnologie“ nämlich mit der „Genomforschung an Mikroorganismen“ in einen Topf. Mit diesem zusammengewürfelten Bereich „Bio und Gen“ sind rund 100 Personen in der Wissenschaft, etwa 100 in gewerblichen Betrieben in Bremen beschäftigt. Die Chancen Bremens, an den wirtschaftlichen Chancen in diesen modernen Feldern teilzunehmen, sind „prinzipiell eingeschränkt“, teilt der Senat auf eine entsprechende Anfrage von SPD und CDU mit. Der Grund: Chemische oder biochemische Industrie gibt es in Bremen kaum, und an den Hochschulen gibt es keine medizinische Fakultät. Die moderne Biotechnologie wird aber die „Basisinnovation“ für den Gesundheitssektor sein und der wird, so die Überzeugung des Bremer Senats, „der Megatrend des nächsten sechsten Kondratieff“. K.W.