leben in funnyland
: YVES EIGENRAUCH über maloche und mammon

aussteigen in tausend meter tiefe

Mindestens haltbar bis: 04.01 LU 4440. schicksalshaft umschreibt das datum meinen dreißigsten geburtstag. nach der bekanntschaft des Köstritzer Schwarzbieres und dem kennenlernen der KARO-zigarette durfte ich vergangene woche dem beeindruckendsten erlebnis meines lebens beiwohnen.

als ich jung war, machte ich mit meiner schulklasse einen ausflug, eine klassenfahrt, nach st. andreasberg. wir besuchten eine, ich glaube, eine eisenerzmine; und befuhren eine sommerrodelbahn. was damals toll sein konnte, ist es auch noch heute. wir besuchen ein kohlebergwerk. stark. und nach der geburt meiner tochter und meiner tochter und dem kennenlernen der meinigen menschen, der unsrigen wäre besser, mit abstand das beeindruckendste erlebnis in meinem kleinen dasein. das alleine musste es sein.

mit der seilbahn geht es auf tausend meter tiefe. wer träumt da noch von einer sommerrodelbahn. ausgestiegen steigen wir auf die werksbahn um. kleine waggons, einszwanzig mal vier meter; sieben personen; vielleicht. zehn minuten fahrt, bis zu unserem ausstieg. auf geht es in die höhle der arbeit. nicht die art von arbeit, die wir ausführen, meine ich. nein, richtige maloche, so mit allem drum und dran. geschwärzte gesichter. das fühlen und denken der bergleute erfahren. fünf oder sechs stunden unter tage, exklusive aus- und einfahrt. maschinen bedienen ist angesagt. das phantasialand könnte mir am heutigen tage nicht mehr bieten, viel zu abstrakt stellt es sich mir dar, hier unten wirklich tagein, tagaus zur arbeit zu fahren, zu gehen.

tja, so ist das, wenn man lizenzspieler ist. da macht man halt hin und wieder ausflüge. so wie vor ein paar jahren, vor einem spieltag in kaiserslautern. eine tolle boutique sollte es geben. HUGO BOSS. in kaiserslautern city. einkaufen bis zum abwinken, weil, und das hört jeder profi gerne, es sogar prozente gab. gut ist der verdienst, aber nicht alleine als hobby stellt es sich dar, waren günstiger zu bekommen. „kannst du nicht mal nachfragen, ob er das handy nicht billiger besorgen kann?“ hier, da und dort. kein gedanke sei daran verschwendet, eine wirtschaft zu unterstützen. geschweige denn die lokale. und wenn schon etwas normal erworben werden muss, dann doch aber bitte im markt. ich bin doch nicht blöd!

jetzt mach aber mal halblang! pauschalisieren soll nicht unser ding sein. ausnahmen bestätigen die regel, nur dass die ausnahmen seltener werden. sowohl hier als auch dort. dort, wo ich nicht sehen kann, was geht. dass es für mich besser ist, nicht zu wissen, was sonst so geht, das wusste ich schon. eine einfache methode, lange zu leben. nicht zu wissen, meine ich. oder nicht wissen zu wollen. nur nicht die augen verschließen. doch: tränen tropfen nicht von unseren wangen. auch, wenn ich heute habe hören müssen, dass einige von uns versager sein mussten. eine hauptverantwortung, (die) für den sportlichen erfolg, läge bei den spielern, wurde in einem interview gesagt. ich nicht, wir nicht, du nicht, ihr nicht, sie nicht. er schon. „wir“ war gemeint.

Autorenhinweis:yves eigenrauch, 29, ist angestellter von schalke 04 und macht in dieser eigenschaft gelegentlich ausflüge in die unterwelt