Die Heimkehr des grünen Frosches

EM.TV und die Kirch-Gruppe wollen gemeinsame Sache machen. Und die Konzentrationsschraube dreht sich

BERLIN taz/reuters ■ Sachstand Mittwoch, 13.35 Uhr: kein Kommentar und ein klares Dementi. Berichte über den geplanten Verkauf der Kirch-Anteile am Axel-Spinger-Verlag seien „frei erfunden“, zu mehr möchte sich der Unternehmenssprecher der Kirch-Gruppe nicht äußern. Dass das Münchner Traditions-Medienunternehmen hingegen mit dem Münchner Neuer-Markt-Medienunternehmen EM.TV Übernahmegespräche führt, wird intern bestätigt. Gut informierte Kreise wissen laut Süddeutscher Zeitung und Financial Times Deutschland auch schon, dass die Verhandlungen bis zum Ende der Woche perfekt sein könnten.

Die Verbindungslinien zwischen EM.TV und der Kirch-Gruppe sind lang: Thomas Haffa, der flamboyante Erfinder des TV-Programm- und Merchandising-Handels, hat bei Kirch gelernt. Partner sind beide Unternehmen schon heute bei Junior TV, einem Anbieter von TV-Kinderprogrammen, der die Sender der Kirch-Gruppe beliefert. Zeichentrick- und Kinderprogramm sind eine der großen Stärken von EM.TV, während Kirch eher klassische TV-Serienware und Spielfilme im Lager hat und mit seinen TV-Kanälen exzellente Abspielstationen für weitere EM.TV-Ware wie den zur Wiederauferstehung vorgesehenen „Muppet Show“-Frosch Kermit bereithält. Und dann ist da ja noch die Formel 1: EM.TV hatte im Frühjahr die Hälfte an der Holding SLEC gekauft, denen die „Königsdiziplin des Automobilsports“ gehört. Bis 2002 muss sich Kirch die TV-Rechte allerdings in jedem Fall mit RTL teilen.

Die Formel 1 stand offenbar auch zwangsweise am Beginn der Verhandlungen – sie ist nämlich der „Mühlstein“ um den EM.TV-Hals, zitierte Reuters einen Analysten: zu teuer eingekauft und bisher wenig gewinnbringend. Die Kursentwicklung hatte EM.TV schon vor Monaten vom Darling des Neuen Marktes zum Buhmann werden lassen. Gestern legte die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre nach und warf dem Unternehmen eine „völlig unkontrollierte Expansionspolitik“ vor. Die Aktionäre seien nicht ausreichend über die wirkliche Lage informiert worden, am Dienstag sorgten Gerüchte über die bevorstehende Pleite des Unternehmens für ein neues Jahrestief der ehemaligen Traumaktie.

Und auch wenn sich der ebenfalls am Dienstag vorgelegte Bericht der „Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich“ eigentlich nur auf den privaten Rundfunk beschränkt: Die dort festgestellte „fortschreitende Medienkonzentration im Zeichen der Konvergenz“ wäre mit einem Kirch-EM.TV-Deal noch einmal ein ganzes Stück fortgeschritten. stg