„Die Union muss sich arrangieren“

Morgen debattiert der Bundesrat das umkämpfte Gesetz über Eingetragene Lebenspartnerschaften. Martin Herdieckerhoff, Bundesvorsitzender der „Lesben und Schwulen in der Union“, plädiert für das rot-grüne Gesetz und gegen schwarze Hysterie

Interview: JAN FEDDERSEN

taz: CDU-dominierte Länder werden morgen im Bundesrat das Gesetz zu Eingetragenen Partnerschaften ablehnen. Teilen Sie deren Kritik, dass die so genannte Homoehe unsere Kultur gefährdet?

Martin Herdieckerhoff: Nein, das teilen wir nicht. Ich halte das Gesetz ausdrücklich für einen Schritt in die richtige Richtung und für verfassungsgemäß. Dementsprechend haben wir in der CDU auch für ihn geworben.

Offenkundig ohne Erfolg.

Immerhin haben wir bewirken können, dass es weder eine Unterschriftenkampagne gegen das Gesetz gibt noch geben wird. Davon abgesehen, teilen wir von der LSU die grundsätzliche Kritik nicht. Im Gegenteil finden wir, dass bislang ja nur die Richtung stimmt – die Anerkennung homosexueller Partnerschaften. Das ist schon ein großer Schritt.

Wohin soll es weitergehen?

Wir finden, dass die Ehe für Homosexuelle geöffnet werden sollte. Dass dafür weiter geworben werden muss, ist uns klar.

Von dieser Idee waren die rot-grünen Gesetzgeber weit entfernt – allein schon aus Furcht vor der vorherrschendenVerfassungsmeinung.

So schlecht fände ich es gar nicht, wenn Karlsruhe das Gesetz prüfen würde. Ich hoffe, dass das rot-grüne Gesetz handwerklich so sauber ist, dass es bei den Richtern nicht Anstoß erregt. Eine Verfassungswidrigkeit sehe ich aber nicht. Die Eingetragene Partnerschaft nimmt der klassischen Ehe nichts weg.

Möglicherweise kassiertKarlsruhe das Gesetz.

Spekulationen lohnen nicht. Aber ich stelle mir vor, dass das Gesetz unbeanstandet die Verfassungsprüfung besteht. Dann sind die Verhältnisse klar, dann muss sich auch die Union arrangieren. Aller Erfahrung nach gibt sich meine Partei mit neuen gesellschaftlichen Entwicklungen zufrieden, wenn sie nicht Recht und Ordnung bedrohen.

Wovon noch keine Rede sein kann. Die LSU ist als Parteiorganisation nicht anerkannt.

Auch das kann sich ändern. Die Union wird zur Kenntnis nehmen müssen, dass etwa 40.000 ihrer Mitglieder homosexuell sind. Die wissen doch aus fast allen gesellschaftlichen Bereichen, dass die Zeiten, als homosexuell zu sein noch strafbar und unwürdig war, vorbei sind.

Konservative Kritiker haben der Union vorgeworfen, das C im Parteinamen zu verwirken, wenn sie sich homosexueller Interessen annimmt.

Unsinn, offen homosexuell und Christ zu sein ist kein Widerspruch. Gerade Christen sollten den Respekt – auch gegenüber dem homosexuellen Nächsten – wahren.

Noch unter Helmut Kohl hieß es, jeder könne sein, wie er will, aber bitte nicht öffentlich.

Nun werden wir allmählich anerkannt als offen homosexuelle Mitglieder. Engagement lohnt sich – auch in der CDU und CSU.