Ungeschützter Verzehr

■ Rinderwahn im Rathaus: Symptome in SPD, CDU und nächster Umgebung des Bürgermeisters. Auch Welt-Redakteur betroffen

Die Indizien häufen sich. Im Hamburger Rathaus greift der Rinderwahnsinn um sich, die Symptome fortschreitender Gehirnerweichung mehrten sich in dieser Woche besorgniserregend.

Den ersten Befund lieferte der SPD-Abgeordnete Günter Frank. Trotz zweieinhalbjähriger intensiver Untersuchungen im Rahmen der neuartigen PUA-Therapie verkündete er am Mittwoch, in Hamburg gebe es keinen Sozi-Filz, und die Erde sei eine Scheibe. Der eiligst herbeigeeilte Notarzt Dr. Dietrich Wersich von der geschlossenen Abteilung der CDU diagnostizierte „Demenz im Endstadium“.

Geringe Hoffnung soll es hingegen für die Patienten Jan Ehlers und Walter Zuckerer geben, die sich noch in ambulanter Behandlung befinden. Beide Sozialdemokraten leiden unter dem kürzlich entdeckten Fischer-Menzel-Syndrom (FMS). Sie geben sich gegenseitig die Schuld daran, dass dessen Erregerin zurzeit unauffindbar ist. Ehlers halte „die dumme Kuh“ versteckt, argwöhnt Zuckerer, während ersterer letzteren verdächtigt, den Brief aufgefressen zu haben, in dem Fischer-Menzel einen Kurzurlaub in ihrem Wochenendhaus in Hörsten ankündigte. Sollte keine Besserung eintreten, erwägt Dr. Wersich beider Überweisung in die Filzzelle.

In der Staatlichen Pressestelle, dies das dritte Indiz, kriegen sie bereits den Namen ihres Chefs nicht mehr auf die Reihe: Auf den Turm der St. Petri-Kirche werde „Bürgermeister Otrwin Runde“ am Sonntag steigen, verlautbarte sie ges-tern, und anschließend den Weihnachtsmarkt besuchen. „Ein signifikanter potentieller Infektionsherd“, warnt Notarzt Wersich. Rundes Pressesprecher sei dort kürzlich beim ungeschützten Verzehr einer Wurst beobachtet worden.

Ganz schlimm steht es um Roger Kusch. Der Bodyguard des Oppositionshalters leidet an dem Wahn, die Justizsenatorin würde ihn ständig belügen. Dabei weiß er ganz genau, dass die jede Woche heimlich ein paar Scharfrichter über die Klinge springen lässt. Und weil er das rumerzählt, wolle sie ihn jetzt mit Gerichtsverfahren mundtot machen. Doch Kusch will nicht kuschen: „Ich lasse mir keinen Maulkorb umhängen.“ Selbst Dr. Wersich sieht keine Heilungschancen mehr: „Ich fürchte, nach dem Wesenstest ist es das für ihn gewesen.“

Besonders alarmierend indes ist, dass gestern der erste infizierte Rathaus-Journalist entdeckt wurde. Unter der Schlagzeile „Der Weltraum steckt noch immer voller Rätsel“ veröffentlichte die Welt eine Umfage für die drohende Bürgerschaftswahl, in welcher kein Kreuzchen beim Regenbogen gemacht werden konnte, wohl aber beim Bund der Schweinefleisch-Erzeuger (BSE). „Is mir doch wurscht“, verteidigt sich der zuständige Redakteur Oliver Schirg, „ich bin seit zwei Monaten farbenblind.“ Notarzt Wersich zuckt hilflos die Schultern: „Da sehe ich schwarz.“ Sven-Michael Veit