Kein Konsens

■ Quartiersvertreter fühlen sich bei Messeplanung getäuscht

Die Vertreter des Karo- und des Schanzenviertels haben sich ges-tern gegen den Eindruck gewehrt, die kommunikative Begleitung der Messe-Planung habe zu einem weitgehenden Konsens zwischen den AnwohnerInnen und der Messe geführt. Entgegen ihren Versprechungen hielten die Behörden die Gutachten zur Messe-Erweiterung unter Verschluss. „Unsere Forderung ist, dass der Senat das Gespräch mit den Quartieren wieder aufnimmt“, sagte Schanzen-Pastor Christian Arndt vor der Presse.

Arndt nannte drei strittige Punkte: Die Lagerstraße müsse offen bleiben, damit die Leute aus dem Schanzenviertel weiterhin nach Planten und Blomen spazieren können. Die Messe solle zunächst auf ihrem Gelände Parkplätze schaffen. Eine Tiefgarage unter dem Feldeck würde während der Bauzeit die AnwohnerInnen und die Dom-Schausteller unmäßig belasten. Statt immer mehr Platz für Autos zu schaffen, müsse der öffentliche Nahverkehr „attraktiver gestaltet“ werden, so Ingolf Goritz von der Verkehrsinitiative Karo4tel.

Arndt, Goritz und Holger Harnisch von der Initiative „Ein Stadtteil steht auf“ brachten ein alternatives Erweiterungsmodell für die Messe von dem Architekten Sebas-tian Bolenz mit. Es sieht zweistö-ckige Hallen beidseits der Lagerstraße vor und ein Parkhaus am Fernheizwerk der HEW. Aus Sicht der Stadtteil-Vertreter setzt sich dieser Vorschlag auf angemessene Weise mit der innerstädtischen Lage der Messe auseinander, weil er keinen Platz verschwendet. Die Hallen würden über das Erdgeschoss beliefert; im ersten Stock fänden die Messestände Platz.

Bernd Reichhardt von der Handelskammer bewertete diesen Vorschlag der taz hamburg gegenüber als nicht vollkommen neu. Im übrigen habe seine Kammer dafür gesorgt, dass Alternativen geprüft werden, „als offenkundig wurde, dass die Messe optimale Konzepte aus ihrer Sicht erarbeitet, die zu Lasten anderer gehen“. Messe, Fleischgroßmarkt, Behörden und Kammern hätten sich darauf verständigt, einen Konsens zu erreichen und verhandelten deshalb nicht öffentlich. Oft gehe es zudem um Themen im Inneren des künftigen Messe- und Schlachthof-Geländes, von denen die benachbarten Stadtviertel ja nicht betroffen seien.

Gernot Knödler