Rekorde auf einen Blick

■ Ein Bremer Buch der Rekorde stellten gestern die Sparkasse und der Verlag Edition Temmen vor / 1089 abseitige, skurrile, ernstzunehmende Bremer Bestleistungen

Welcher Bremer Bürgermeister war am längsten im Amt?1 Wer ist der großte Arbeitgeber in der Stadt?2 Welche ist die älteste Straße in Bremen?3 Was ist höher: Der Fallturm oder der Schornstein des Kraftwerks Hafen?4 Wer ist der schnellste Tapezierer in Bremen?5 Gibt es eine Frau in Bremen, die „Kuscheldöner“ aus Stoff herstellt?6 Wann wurde die größte Eisdicke auf der Weser gemessen?7

Abseitiges, sportliches, skurriles: Im Bremer Buchhandel muss nun einen Platz neben dem aktuellen Guiness-Buch der Rekorde reserviert werden. Gestern stellte die Sparkasse und die Edition Temmen ihr Gemeinschaftswerk „Bremissimo. Bremer Rekorde, Auszeichnungen und Erfindungen“ vor. 251 Seiten voller Bremensien, 1089 Eintragungen von „Gesellschaft“ über „Natur“ und „Technik“ bis hin zu „Wirtschaft“ und „Sport“.

Was also das „Guiness-Buch der Rekorde“ für die Welt, ist nun „Bremissimo“ für das kleinste Bundesland. Erstmals und einmalig in Deutschland sei die regionale Sammlung von Rekorden und Rekördchen, sagt Bertram Biedermann, der die Idee für das Buch hatte und es aus Amlass des 175 jährigen Geburtstages der Bremer Sparkasse realisierte. „Gehet hin und suchet der Stadt Beste“ zitiert er die Bibel, um zu beweisen, dass auch die Guiness-Buch-Macher nicht die ersten auf dem Markt waren. Und so sammelte man, fast ein ganzes Jahr lang, und die Einsendungen häuften sich auf Biedermanns Tisch: Allein sieben Menschen verkündeten ihre Leidenschaft des Biebel-Sammelns, sechs hatten den gleichen Spleen mit Kochbüchern, vier Briefe bezogen sich auf Moccalöffel- und Elefantensammlungen.

Überhaupt das Kapitel „Archive“: Ein Abgrund Bremischer und deutscher Leidenschaften tut sich auf, man ahnt die vollgestellten Keller, Dachböden, Garagen. Unter Bremer Dächern wurden unter anderem rekordmäßig gesammelt: 160 Plüschaffen; 12.462 Aufkleber; 182 Telefonkarten mit Bahnmotiv; 61 Banahnenaufkleber; 600 Bierdosen; 5.000 Bierflaschen; 9.000 Briefmarkenblocks; 70 Fahrräder; 60 Flaschenöffner; 300 Gartenzwerge. Oder können Sie das toppen?

Aber nicht nur die Sammelleidenschaften beschäftigten die Buchmacher. Da wäre zum Beispiel der berühmte s-förmige Verbundstein (Fachjargon: „SF-Vollverbundstein“), entwickelt vom Hoch- und Tiefbauunternehmern Carl Joachim Plöttner aus Bremen-Nord, patentiert am hochhistorischen 27. März 1955. Oder die Schläuche der Feuerwehr: Ausgelegt könnten sie gar die Strecke bis Bremerhaven überbrücken. Oder die Treppe mit den meisten Stufen im Fernmeldeturm der Telekom in Walle: 1.061 Stufen. Oder Inge Neumann: Sie nahm in der Rekordzeit von 32 Wochen 112 Pfund ab.

Der Rekord-Phantasie also waren keine Grenzen gesetzt (abgesehen von Rekorden aus Bremerhaven: Die wurden ebenso abgelehnt wie der Mann, der 32 Kartoffelpuffer hintereinander aß). Und für die Zukunft gilt: Gesammelt wird weiterhin. In zwei bis vier Jahren, wenn die ersten Auflage von rund 10.000 Büchern verkauft oder veraltet ist (oder beides), soll es eine neue Rekordsammlung geben. Genug Zeit, um sich skurrile Dinge auszudenken. cd

1 Johann Smidt, 36 Jahre von 1821-1857

2 Die Freie Hansestadt beschäftigt 35.000 Menschen

3 Die Langenstraße

4 Der Schornstein mit 249 Meter; der Fallturm ist 146 Meter hoch.

5 Thomas Paulat

6 Ja

7 1978

Die taz verlost am Montag um 12 Uhr (keine Minute früher) zehn Exemplare des Buches „Bremissimo“ (Verkaufspreis 29,90 Mark). Anrufen und gewinnen unter Tel.: 0421-321353