MODS are back!

■ The Solarflares auf Deutschland-Tour: Sechs Jahre nach dem letzten Lebenszeichen sind Graham Day und Co wieder zurück

Im swinging London haben sie sich ihre Nische zurückerobert: Junge Mods feiern wieder ihre wilden Mayday-Parties, und die Clubs zwischen Soho und Highgate rollen Sixties-DJs schon mal den roten Teppich aus. Mit den Solarflares stürmt Anfang Dezember eine der fleißigsten Live-Bands des Genres die deutschen Kellerbühnen. Ganz unbekannt ist das Trio um Frontmann Graham Day nicht: Zwei Drittel der Besetzung erwarben sich ihre Sporen bereits bei der 80er-Jahre-Kult-Rave-Band THE PRISONERS – vom Musikmagazin MOJO unter den 100 wichtigsten Bands aller Zeiten gelistet .

Als die Solarflares mit ihren breiten Orgel- und Gitarrensounds vor einem Jahrzehnt die britischen Charts eroberten und bewiesen, dass man mit psychedelischem Rock'n'Roll immer noch schwarze Zahlen schreiben kann, da waren die Prisoners längst in der Versenkung verschwunden. „Ich hätte nie gedacht, dass ich je wieder spielen würde“, verriet Ex-Frontmann Graham Day kürzlich dem englischen Musikblatt Shindig. Tief saß die Enttäuschung über eine Musikindustrie, die auch im Underground nur Reibach machen wollte und jungen Musikern ihre künstlerische Freiheit nahm, über „Finanzhaie“ – so Day – „die sich als Manager ausgeben“ und eine Fanszene, die in den weichgespülten achtziger Jahren an allen Ecken zu erodieren begann. Dass sich Originalität und der Sinn fürs Klassische aber großartig befruchten, gerade das brachte den Prisoners auf ihren zahlreichen Tourneen jenseits der Insel echten Kultstatus. Und auch die Solarflares bleiben in dieser Hinsicht Querdenker: Irgendwo zwischen Hendrix, the Who und den Small Faces liegt die Würze. Doch anders als bei 90 Prozent aller zeitgenössischen Garagen-Punk-Bands fließt dabei im Resultat nicht nur junger Wein in alten Schläuchen.

Sind es die wundervollen, harmonischen Duettgesänge, die so viele Acts der härteren Machart missen lassen? Ist es der Verzicht auf großartige Effekte, oder ist es irgendwie bloß die schiere Abgeklärtheit von Underground-Haudegen, die fast zu Strahlemännern des Popgeschäfts verkommen wären? Gitarrist-Sänger Day fordert zumindest jeden heraus, der meint, er sei mit mehr Leidenschaft bei der Sache als die Solarflares. M.H.

Heute, Tower Bar, 20 Uhr