Ein „großer Schritt“ zur Einheit der Kirche

Ökumenischer Kirchentag Berlin 2003: Gestern traf sich erstmals das Präsidium zur Planung des Großereignisses

Seit gestern tagt in Berlin ein Gremium zur Planung eines Großereignisses, das die Veranstalter schon vorab als „historisch“ einordnen: der Ökumenische Kirchentag 2003. Er wird voraussichtlich mindestens so viele Teilnehmer in die Hauptstadt locken wie durchschnittlich besuchte evangelische Kirchentage, schätzt der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper – etwa 100.000 oder mehr. Nie zuvor hat es einen gemeinsamen Kirchentag der großen christlichen Konfessionen gegeben.

Das letzte Mal fand vor knapp 30 Jahren, 1971, mit dem „Ökumenischen Pfingsttreffen“ in Augsburg eine kleinere ökumenische Zusammenkunft statt, erinnerte gestern die Genfer Historikerin Elisabeth Raiser vom Deutschen Evangelischen Kirchentags (DEKT). Doch weder in seiner Bedeutung noch in seiner Größe wird das Berliner mit dem Augsburger Treffen zu vergleichen sein, sind sich die Veranstalter des Kirchentages sicher. ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer hofft auf einen „großen Schritt“ auf dem Weg zur Einheit der Kirche.

Schon die gestrige konstituierende Sitzung des Präsidiums zur Planung des Großereignisses in der Katholischen Akademie in Mitte gilt als ein bedeutendes Zeichen für die Ökumene: Die rund 80-köpfige Vorbereitungsgruppe vereint Vertreter des katholischen ZdK und des evangelischen DEKT. Sowohl Meyer als auch Elisabeth Raiser sind Präsidenten des Ökumenischen Kirchentages. Erstmals planen damit die beiden „Laienorganisationen“ der großen Kirchen in Deutschland gemeinsam und gleichberechtigt ein derartiges christliches Massenereignis.

Neben politischen Fragen wie der Bioethik, der Integration von Ausländern und der weiteren Entwicklung Europas werden vor allem ökumenische Fragen im Vordergrund stehen. Für das Treffen zu Pfingsten 2003, vom 28. Mai bis zum 1. Juni, erhoffen die Planer Fortschritte im interkonfessionellen Streit um das gemeinsame Abendmahl.

Viele evangelische und katholische Christen fordern seit Jahren und immer vehementer das gemeinschaftliche Brechen von Brot und Wein in Erinnerung an ihren gemeinsamen Herrn Jesus Christus. Während die Protestanten damit kaum Probleme haben, sperrt sich vor allem der Vatikan gegen die gemeinsame Abendmahlfeier. Dass es 2003 auf dem großen Christentreffen zu einer Einigung kommen wird, ist unwahrscheinlich. Beide Präsidenten des Kirchentages, Raiser und Meyer, sind skeptisch. Aber auf diese Frage, so mahnen beide, dürfe das Treffen nicht verengt werden. PHILIPP GESSLER