standbild
: Verdrehte Tristesse

Brennendes Schweigen (Fr., 20.45 Uhr, Arte)

Filmen, deren Buchvorlage man kennt, sieht man natürlich immer mit gemischten Gefühlen entgegen. Krimis haben dabei den Vorteil, dass sich das Drehbuch oft ziemlich nah an der mehr oder weniger literarischen Vorlage entlanghangeln kann. Wenn dennoch heftigst in die im Original angelegten Protagonisten und Handlungsstränge eingegriffen wird, muss das einen Grund haben.

Christian Jeltschs hat das Drehbuch zur ersten Verfilmung eines Eifel-Krimis von Jacques Berndorf geschrieben. „Eifel-Schnee“, die Geschichte eines dealenden Pärchens in der spießigen Provinz zwischen Daun und Jünkerath. Der Journalist Siggi Baumeister wird zu einer brennenden Scheune gerufen, in der sich ebenjenes Pärchen einen mehr oder weniger gemütlichen Unterschlupf gebaut hat. So weit die Gemeinsamkeiten von Film und Buch. Schon bei den Überlebenden gibt’s Differenzen.

Und überhaupt der Baumeister (Uwe Bohm): Im „wirklichen Leben“ der Vorlage ist er das Alter Ego des Autors, der in echt Michael Preute heißt, natürlich in der Eifel lebt und unter anderem mal beim Stern war. Daher schreibt der Buch-Baumeister auch immer für „dieses Magazin aus Hamburg“.

Für den Film war das wohl zu oll: Hier kommt Siggi aus der Hauptstadt, von der Boulevardzeitung Berlin Express. Ganz zufällig, um das Haus des Vaters zu verkaufen und einen prächtigen Fanmilienstreit auszuleben.

Dieser Vater kommt im Buch zwar gar nicht vor, hält im Film aber alle Schlüssel zur Lösung des Falles in der vom Schlaganfall gelähmten Hand, was ihn ins Heim und das Haus zum Verkauf gebracht hat.

Und warum? Nur für den Kick, für den Augenblick? Oder weil ein guter deutscher Krimi heutzutage nicht mehr ohne Vater-Sohn-Konflikt auskommt?

Dass dann ausgerechnet der weibliche Teil des Dealer-Pärchens im Film auch noch Baumeisters Halbschwester sein musste, machte den Stoff auch nicht besser verdaulich.

Immerhin: Die Eifel-Stimmung kam leidlich rüber, jene verschrobene Tristesse, die wahrscheinlich einen Gutteil am Erfolg des „Genres“ Eifel-Krimi schuld ist. Nur dumm, dass man dieses Lokalkolorit dem zugereisten Baumeister nicht ganz abnehmen wollte. STG