Zieht Radio Bremen bald in die Innenstadt?

■ Ein 350.000-Mark-Gutachten soll klären, ob das Faulenquartier oder das Investorengrundstück am Bahnhof ein guter Standort für den Sender werden könnte

Ein Umzug von Radio Bremen in die Innenstadt soll nun durch ein Gutachten ernsthaft geprüft werden. Die Wirtschaftsförder-Ausschüsse sollen morgen den Gutachter-Auftrag abnicken. Die Kosten in Höhe von 350.000 Mark wollen sich Radio Bremen (RB) und das Wirtschaftsressort hälftig teilen. Als mögliche Standorte werden entweder das Faulenquartier im Bereich des ehemaligen Kaufhauses Bamberger oder das unbebaute „Investorengrundstück“ auf dem Bahnhofsvorplatz genannt.

Die oppositionellen Grünen kritisieren diesen Gutachter-Auftrag. Während die Zuschüsse für das Tanzfestival „Tanz Bremen“ auf ein Minimum zusammengestrichen würden, schmeiße der Wirtschaftssenator 175.000 Mark zum Fenster raus, erklärte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Fraktion, Helga Trüpel, auf Anfrage. Das sieht Radio Bremen anders. „Wir sind froh, dass uns der Senat dabei helfen will“, sagte RB-Sprecher Michael Glöckner. Bei der Entscheidung sei der Sender auf Hilfe von außen angewiesen. Die Betriebswirte in der Anstalt sind nach Glöckners Angaben mit den Programmreformen beschäftigt, zu denen Radio Bremen nach der Kürzung des ARD-Finanzausgleichs um rund 50 Millionen Mark (über ein Viertel des Etats) bis zum Jahr 2005 gezwungen ist. In diesem Zusammenhang denkt die Senderleitung seit Monaten auch über einen Umzug nach.

In der Vorlage für die Mittwochs-Sitzung wird aufgeführt, dass neben einem Neubau auch eine Zusammenlegung der beiden Radio-Bremen-Standorte in der Vahr (Radio) und an der Hans-Bredow-Straße in Osterholz (Fernsehen) möglich sei. Damit könne Radio Bremen rund vier Millionen Mark im Jahr sparen. Mit einem Umzug in die Innenstadt könne aber vermutlich mehr Geld gespart werden „da dann zusätzlich auf ein Kasino verzichtet werden könnte und außerdem Transportkosten und Zeitverluste durch die langen Wege von der Vahr und der Hans-Bredow-Straße in die Innenstadt entfielen“. Auch psychologische Gründe sprächen für einen Umzug in die Innenstadt: Er könnte eine „Aufbruchsstimmung befördern“ und Synergieeffekte zwischen den Arbeitsbereichen Fernsehen und Hörfunk fördern. Würde zudem einer der beiden aktuellen Standorte aufgegeben, würde sich zudem der Unternehmensteil, der umziehen muss, „als Verlierer sehen“.

Während über einen Umzug Radio Bremens in das Faulenquartier bereits seit einiger Zeit gemunkelt wird (die taz berichtete) ist der Standort Investorengrundstück neu. Eigentlich sollte das Grundstück neu ausgeschrieben werden. Dem Vernehmen nach aber hat ein großer Bremer Bauunternehmer Interesse an einer Bebauung angemeldet. Angebliche Bedingung: Das zukünftige Haus muss höher werden dürfen als die ursprünglich geplanten fünf Stockwerke und soll nicht ausgeschrieben werden. Radio Bremen wäre natürlich ein willkommener erster Mieter, der für weitere Firmen der Medienbranche als Magnet wirken könnte.

Der Immobilienmakler Michael Bongartz, der von einem Umzug in das Faulenquartier als Grundstücksentwickler profitieren würde, zählt die Vorteile des Faulenquartiers gegenüber dem Investorengrundstück auf: So sei zum einen die Infrastruktur kostengünstiger zu haben, da schon vorhanden. Zudem werde das Faulenquartier in wenigen Jahren als Tor zum neuen Hafengebiet gelten. Zusammen mit einem Gebäude neben dem ehemaligen Bamberger-Kaufhaus könnten 35.000 Quadratmeter für Radio Bremen bereitgestellt werden. Auch Henrik Hahn-Brieger, der sich bisher erfolglos um eine Bebauung des Investorengrundstücks bemühte, plädiert für das Faulenquartier. Er fragt sich, ob das Filetgrundstück am Bahnhof auf Dauer nicht zu teuer für den Sender werden könnte. ck/cd