„I feel sorry“

Beim ersten Auftritt nach dem Teilverkauf entdeckt der gefallene Börsenengel Thomas Haffa die Bescheidenheit

Eigentlich ist Thomas Haffa ein sympatischer Kotzbrocken. Von übertriebener Bescheidenheit konnte beim Chef und Gründer der EM.TV-AG bisher keine Rede sein. Vielmehr regte er sich durchaus öffentlich über all die Neider in seiner selbstverliebten Branche auf und protestierte auch schon mal per Interview, wenn er bei irgendeinem Ball des alteingesessenen Geld- und Wirtschaftsadels wieder nicht erkannt worden war. Von sich selbst und seinem Weg war Haffa stets überzeugt: „Tut mir saumäßig leid, wenn das arrogant klingt“, hatte er 1998 zum Spiegel gesagt, „aber für mich gibt’s kein Limit.“

Anzumerken, dass ihm genau dies jetzt zum Verhängnis wurde, wäre zu billig. Die bisherige One-Man-Show Haffa steht bei aller Selbstverliebtheit auch für einen Konzernchef, der sich nicht zu schade ist, selbst ans Telefon zu gehen. Die „Marketingmaschine“, die Bertelsmann-Konzernchef Middelhoff so gern im eigenen Haus entfesseln möchte, verkörpert Haffa überzeugend, während im grauen Gütersloh Standesbewusstsein und Selbstdiziplin regieren.

Gestern war im lüsterbehangenen Konferenzsaal des Münchner Nobelhotels Bayerischer Hof wenig vom alten Haffa zu sehen. Dort saß ein fahriger Endvierziger auf dem Podium, spielte mit der Brille und strich sich die Haare aus der Stirn: „Es waren keine einfachen Wochen“, und nur ausweichend ging der sonst so eloquente Medienmann auf die Fragen der Journalisten ein. Dafür immer wieder Seitenblicke auf Dieter Hahn, den zweiten Mann der Kirch-Gruppe, der druckreifes Presseerklärungsdeutsch herausknarrte, wo Haffa auf einmal unsouverän und stockend sprach. „Darf ich das so sagen ...“, warb Haffa vorab um Verständnis. „I feel sorry“, beschied er die internationale Presse. Und dass er dafür geradestehen werde, sollte in den nächsten Wochen herauskommen, dass Fehler gemacht wurden. Dennoch: „Wir haben Wesentliches erreicht“, beharrt er trotzig und fühlt sich auch ein bisschen ungerecht behandelt von den Analysten, die ihn jetzt madig machen. Denn Haffa glaubt an EM.TV: „Meine Familie hat keine einzige Aktie verkauft“. Außer an Kirch. TM/STG