Nur zwei Wochen bis zum US-Präsidenten

Demokrat Al Gore kann sich auch George W. Bush als „seinen Präsidenten“ vorstellen. Gericht in Tallahassee urteilt über Neuauszählung von 14.000 Stimmen, doch der Verlierer wird in jedem Fall in die Revision gehen

WASHINGTON/TALLAHASSEE dpa/taz Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Al Gore rechnet damit, dass die Entscheidung über den nächsten Mann im Weißen Haus innerhalb von zwei Wochen fällt. Falls er das Tauziehen mit seinem republikanischen Rivalen George W. Bush verliere, werde er diesen unterstützen. „Er wird auch als mein Präsident vereidigt werden“, sagte Gore am Sonntagabend in einem Fernsehinterview.

Schon vor einem erwarteten Urteil über die Neuauszählung strittiger Stimmen bei der US-Präsidentenwahl in Florida stand gestern fest, dass der Streit damit nicht zu Ende gehen wird. „Beide Seiten wissen, dass es im Obersten Gericht von Florida landen wird“, sagte Gore in dem Interview.

Die US-amerikanische Öffentlichkeit wartete gespannt auf die Entscheidung eines Bezirksrichters in Tallahassee. Die Beweisaufnahme war nach zweitägigen, rund 22 Stunden langen Anhörungen erst am späten Sonntagabend zu Ende gegangen. Bei dem Rechtsstreit geht es um rund 14.000 Stimmen in den Bezirken Palm Beach und Miami-Dade. Gore hat den Wahlsieg von Bush mit 537 Stimmen Vorsprung in Florida angefochten. Durch die Neuauszählung erhofft er sich genug Stimmen, sodass er 43. US-Präsident würde.

Außerdem stand noch eine Entscheidung des Obersten Gerichts der USA in Washington in der Frage aus, ob eine von den höchsten Richtern Floridas angeordnete Neuauszählung überhaupt zulässig war.

Bush sprach am Wochenende erstmals selbstbewusst davon, dass er Präsident werden würde, und setzte auf seiner Ranch in Texas die Vorbereitungen zur Amtsübernahme fort.

Der von den Republikanern beherrschte Kongress in Florida erwägt für kommenden Mittwoch eine Sondersitzung, um dem zum Wahlsieger ausgerufenen Republikaner die 25 Wahlmänner des Staates zuzusprechen. Eine endgültige Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen. Für den Ausgang der Präsidentenwahl vom 7. November sind die 25 Wahlmännerstimmen Floridas entscheidend.

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